22. Vor Sedan.
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ein Pferdehaupt, die schwankenden Umrisse einer Menschen¬
gestalt sichtbar, dazwischen ragt ein Baum, ein Hausdach, ein
Kirchturm als dunkler Schatten. Überall tönt um den Fah¬
renden das dumpfe Geräusch der marschierenden Kolonnen,
aber der Weg und die Fuhrwerke darauf sind wenige Pferde¬
längen entfernt unsichtbar. In der umschließenden Wolken¬
masse tönt aus der Ferne ein Dröhnen, nicht wie Geschütz¬
donner, sondern wie Geräusch unzähliger, stürzender Bäume,
und man meint das Getöse vom Boden her zu vernehmen.
Durch eine Dorfstraße marschiert Infanterie, es sind Lands¬
leute aus der Heimat, aber seltsam, auch sie scheinen geister¬
haft verwandelt. Schweigend ziehen sie dahin, der Tritt ist
fest, aber die Gesichter bleich, um die tiefliegenden Augen
zuckt die Erregung, einer Anrede folgt höfliche, aber kurze
Antwort, sie alle schreiten wie unter dem Zauber finsterer
Mächte. Das ist das Aussehen tapferer Männer vor der
Schlacht, und ihre Gedanken flattern in der Erwartung des
Todes um die Bilder, die sie in ihrem Herzen aus der Hei¬
mat mitbringen.
Aui der Höhe von Donchery, welche gegen die Maas
abfällt, schaut man den Himmel in rötlichem Wolkendunst,
der Nebel wirbelt und sinkt unter den Strahlen der auf¬
gehenden Sonne, die Dächer von Sedan und Donchery werden
sichtbar, der gewundene Lauf des Flusses, Dörfer und Villen
einer anmutigen Hügellandschaft, und fjinter dem Flusse die
dümmrigen Umrisse des Bergplateaus, welches vom Feinde
besetzt ist. Zur linken Seite ziehen, gleich riesigen, schwarzen
Schlangen, die Kolonnen des 5. und 11. Armeekorps, welche
die Stellung des Feindes umfassen sollen. Von der rechten
Seite brüllt der Geschützdonner, und über den langgestreckten
Hügelreihen fließen die Pulverwolken mit den Nebelstreifen
zu weißlichem, schwerem Gewölk zusammen. Bald strahlt der
Himmel in goldigem Blau, die kleinen weißen Wölkchen der
Granaten steigen unter ihm aus und verschwinden. Das
Tageslicht beleuchtet schärfer die Formen der Landschaft, überall
glänzt die Erde im fröhlichen Schmuck einer alten Kultur,
aber heut arbeitet darauf geschäftig die Zerstörung und das
Verderben.
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—fii