25. Aufruf Friedrich Wilhelm III.
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sagt er den Familienfreuden; für ihn gibt er Leben und
Gut ungewisser Zukunst preis. Dies ist Poesie und zwar
von der edelsten Art; an ihr will ich mich aufrichten mein
Leben lang. Zur Ehre will ich mir es rechnen, der Schar
jener Begeisterten anzugehören, die alles daran setzen, um 5
Ew. Majestät alles zu retten; denn wahrlich, zu einem solchen
Entschluß gehört Begeisterung, die jede selbstsüchtige Berech¬
nung verschmäht. Viel sind der Männer, die so denken, und
weit stehe ich ihnen an Adel der Gesinnung nach; ich werde
mich bestreben, ihnen ähnlich zu werden. 10
In diesen Gesinnungen und pflichttreuer Ehrfurcht verharre ich
Ew. Majestät
alleruntertänigst treugehorsamster
Berlin, 20. August 1811. Neithard von Gneisenau.
25. Aufruf Friedrich Wilhelms III. (1813). JL5
Von Th. v. Hippel dem Jüngeren.
„An mein Volk."
So wenig für Mein treues Volk als für Deutsche bedarf
es einer Rechenschaft über die Ursachen des Krieges, welcher
jetzt beginnt. Klar liegen sie dem unverblendeten Europa 20
vor Augen. Wir erlagen unter der Übermacht Frankreichs.
Der Friede, der die Hälfte Meiner Untertanen Mir entriß,
gab uns seine Segnungen nicht, denn er schlug uns tiefere
Wunden, als selbst der Krieg. Das Mark des Landes ward
ausgesogen. Die Hauptfestungen blieben vom Feinde be- 25
setzt, der Ackerbau ward gelähmt, sowie der sonst so hoch
gebrachte Kunstfleiß unserer Städte. Die Freiheit des Han¬
dels ward gehemmt, und dadllrch die Quelle des Erwerbes und
des Wohlstandes verstopft. Das Land ward ein Raub der
Verarmung. 30
Durch die strengste Erfüllung eingegangener Verbindlich¬
keiten hoffte Ich Meinem Volke Erleichterung zu bereiten und
den französischen Kaiser endlich zu überzeugen, daß es sein
eigener Vorteil sei, Preußen seine Unabhängigkeit zu lassen.
Aber Meine reinsten Absichten wurden durch Übermut und 35
Treulosigkeit vereitelt, und nur zu deutlich sahen wir, daß