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6. Und als sie drängten znr Tür mit Macht,
da wuchs das Dunkel zur finstern Nacht.
7. Und angstvoll durch die Luft herbei
rang sich's wie wilder Todesschrei.
8. Und als sie sich wandten entsetzt zum Thron,
da stöhnte zum drittenmal her ein Ton,
9. da zittert' es über Wald und See
wie aus verröchelnder Brust ein Weh.
10. Doch als der König sich bleich erhob,
blaß wieder ein Dämmern die Halle durchwob.
11. Und als er rief: „Verrat! Zu Roß!"
weiß wieder der Tag die Halle durchfloß.
12. Wohl jagten sie windschnell querfeldein,
rastlos bei Sonnen- und Sternenschein
13. hin bis zum Morgen nach Ronceval;
da kreischten die Krähen schon über dem Tal,
14. da lagen die Helden, die Wunden vorn,
und stumm er'— Roland — zerborsten sein Horn.
\7o* Der gleitende Purpur.
Kottrai» Ferdinand Me^er.
Gedichte 37. Auflage. Leipzig 1907. S. 312.
1. „Eia Weihnacht! (Eta Weihnacht!"
schallt im INünsterchor der Psalm der Knaben.
Kaiser Otto lauscht der Klette,
Diener hinter sich mit 8pend und Gaben.
2. Eia Weihnacht! Eia Weihnacht!
heute, da die Himmel niederschweben,
wird dem Elend und der Blöße
Kläntel er und warme Röcke geben.
3. hundert Bettler stehn erwartend;
eine rhält des Kaisers Knie umfangen
mit den wundgeriebnen Urmen,
dran zerrißner Fesseln Enden hangen.