Full text: Für Klasse 3 (achtes Schuljahr) und die Untertertia der Studienanstalten (Teil 7, [Schülerband])

ähnlich dem zwischen Cambridge und Oxford; und wie in diesem, suchen 
sich die Rivalen nicht nur gegenseitig zu überbieten in Wissen und 
geistiger Kraftäußerung, sondern auch in körperlicher Gewandtheit und 
Stärke. Was die Ruderkämpfe für die beiden Universitäten, ist der 
Kricketkampf für die beiden Schulen. Alle paar Jahre — seit einiger 
Zeit alle Jahre — messen sich die Gegner öffentlich und kommen von 
ihren herrlichen Landresidenzen nach London, ihr Können zu zeigen 
vor Eltern und Verwandten, ehemaligen Schülern (olà doys) und Freun¬ 
den. Es ist schon keine kleine Ehre, wie man sich denken kann, gewählt 
zu werden unter die Elf jeder Schule, die die Sache ihrer Anstalt zu 
verteidigen, deren Ruhm zu vermehren haben. Das ganze Jahr über, 
an allen freien Tagen, bleibt das Kricket das Hauptvergnügen der 
Schuljugend. Der Sieger des letzten Wettkampfes leitet die Übungen 
gewöhnlich bis zum nächsten Jahre. Lange prüft er die Gewandtheit 
und Kraft jedes Spielers, und hoch schlägt das Herz dessen, dem er 
auf die Schulter klopft im Frühjahr und dabei sagt: „Du magst den 
Flanell antun." Denn in weißen Flanell von Kopf bis zu Fuß sind 
die schönen, gelenken Jünglinge gekleidet; der weiche, äußerst kleidsame 
Stoff hemmt in nichts die geschmeidigen Bewegungen der Kämpfer. 
Am Tage der entscheidenden Schlacht kommt eine farbige Mütze und 
gleichfarbige Leibbinde hinzu, die den Anzug lebhaft hervortreten lassen, 
und um die Beine vom Knie abwärts sind weiße, steife Knemiden 
geschnallt, die von fern an die schwerfälligen Beinschienen der Picadores 
im Stiergefecht erinnern, aber sicherlich nicht, wie jene, die Schritte der 
Träger hemmen. 
Gestern und vorgestern war der achtundvierzigste Wettkampf, und 
London war nicht gleichgültig. Seit der Schah von Portsmouth ab¬ 
gesegelt, war der Cricket Match at Lords’ die Hauptbeschäftigung des 
immer schaulustigen Volks, das es nicht tun kann ohne einen „Löwen", 
ein Hauptthema fürs Gespräch (tho topics of the day) und ein Schau¬ 
spiel (a sight) fürs Auge. Seit zehn Tagen war es mir stets ein 
Wunder, wie gewisse Farben so plötzlich und so allgemein in die Mode 
kommen können, wie es der Fall zu sein schien. Kein Galanterie- oder 
Modewarenladen, wo nicht Dunkelblau und Himmelblau nebeneinander 
prangten; Hunderte und Tausende von Halsbinden, Strümpfen, Bändern 
jeder Art, aber alle in einer der beiden Farben, hingen an den Schau¬ 
fenstern aller Straßen. Wer nun am Freitag morgens dem Strom der 
kour-iu-haud, der Daumonts, Kaleschen und Omnibusse folgte, der sich
	        
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