Full text: Für Klasse 3 (achtes Schuljahr) und die Untertertia der Studienanstalten (Teil 7, [Schülerband])

doch erst während der Regierung des Großen Kurfürsten; dis zu dieser 
Zeit blieb das im 13. Jahrhundert mit einem Mauergürtel versehene 
Stadtgebiet fast völlig unverändert. 
Die beiden ältesten Gotteshäuser Berlin-Cöllns, die Nikolai- und 
die Petrikirche, deren Entstehung in das erste Drittel des 13. Jahr¬ 
hunderts fällt, waren ursprünglich aus Granit errichtet, dem unzer¬ 
störbaren Baumaterial, das sich in den Findlingsblöcken auf der mär¬ 
kischen Ebene darbot. Die zweite Berliner Pfarrkirche, die Marien¬ 
kirche'am Neuen Markt, entstand bei der ersten Stadterweiterung, ver¬ 
mutlich zwischen 1260 und 1270. Auch sie ist noch aus Granit erbaut. 
Den Backsteinbau, den bereits vor mehr als hundert Jahren nieder¬ 
ländische Kolonisten im Havellande eingeführt hatten, brachten die Fran¬ 
ziskanermönche nach Berlin. Sie errichteten auf einem ihnen 1271 von 
dem Landesherrn übergebenen Platze den ersten Backsteinbau in Berlin, 
die herrliche Klosterkirche, die, durch ein gütiges Geschick vor allen 
Feuersbrünsten bewahrt, im wesentlichen noch heute vorhanden ist. Es 
ist dies um so erfreulicher, als die im frühgotischen Stil errichtete 
Klosterkirche der einzige mittelalterliche Bau in Berlin ist, der auf 
künstlerischen Wert Anspruch erheben kann. Seitdem wurden die öffent¬ 
lichen Bauten in Backstein ausgeführt, so das stattliche, noch vor Ab¬ 
lauf des 13. Jahrhunderts errichtete Rathaus an der Ecke der Königs¬ 
und Spandauer Straße, die längst verschwundene Dominikanerkirche auf 
dem Schloßplätze und die zierliche Heilige-Geist-Kapelle, die neuerdings 
in die „Handelshochschule" mit eingebaut ist. 
Inzwischen wuchs die Bedeutung und der Wohlstand der Schwester¬ 
städte. Die Ursachen ihres Gedeihens lagen neben der landesväterlichen 
Fürsorge, welche die Askanier ihnen zuteil werden ließen, in der über¬ 
aus günstigen geographischen Lage Berlin-Köllns. Der alte Handels¬ 
weg, der von Süden her über Leipzig nach Stettin und der Ostsee 
führte, mußte auch Berlin berühren, da der Spceeübergang am Mühlen¬ 
damm nicht umgangen werden konnte. Dies ergab sich aus der da¬ 
maligen Beschaffenheit des Landes im Südosten Berlins bis zur Oder. 
Das sumpfige Dahme-Gebiet war ebenso unwegsam wie der Spreewald, 
und die untere Oder konnte von Krossen an wegen der sie umgebenden 
Sümpfe schwer überschritten werden. Von Berlin aus ging der Handels¬ 
weg nach Oderberg und von dort aus über Stettin an die Ostseegestade. 
Von diesen wurde der Hering in ungeheuren Mengen in das Innere 
Deutschlands geführt, und dem Heringshandel verdankte das mittel- 
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