Handfeuergewehre, Flinte und Pistole, sind nämlich das Ende, nicht,
wie man leicht denkt, der Anfang einer Entwickelung. Die ältesten
Feuerwaffen waren Geschütze von gewaltiger Größe, die man dann
immer mehr ins kleinere und Bequemere zog. Die ältesten Geschütze
oder Büchsen aber traten an die Stelle der vorherigen Wurfgeschütze, s
Vallisten, Katapulte und ähnlicher, die man aus dem Altertum über¬
kommen hatte und zur Belagerung gebrauchte. Bei denen war laden
der rechte Ausdruck, denn sie schleuderten aufgelegte Lasten, große
Steine und Balken: daher also das heutige Laden des Gewehrs.
Beim Gewehr ist auch das Spannen erwähnenswert, das ebenso w
in die Vo^eit zurückweist. Wenn es jetzt z. B. in Goethes Jäger-
liede heißt:
* Im Felde schleich' ich still und wild,
Gespannt mein Feuerrohr,
gespannt, d. h. schußfertig gehalten, so denkt man, falls man's deut- is
licher vorzustellen sucht, an den Hahn: mit gespanntem Hahn. Aber
man fühlt leicht, daß auch das die suchende deutliche Vorstellung
nicht befriedigt; beim schußfertigen Hahn gibt es kein Spannen, sondern
ein Aufziehen. Als überlieferter fester Kunstausdruck erscheint aber
das Spannen beim Büchsenspanner. So heißt bei fürstlichen 2«
Jagden, auch in der Schießhalle bei Vogelschießen u. ä. ein Diener,
der die Büchsen schußfertig macht und sie dem Schützen so darreicht.
Nicht mit gespanntem Hahn, denn das wäre leicht gefährlich, sondern
den Hahn in Ruhe. Woher also das Spannen? Beim Vogelschießen,
das für Kinder veranstaltet wird, ist gewöhnlich ein Mann mit dem 2s
Fertigmachen der kleinen Armbrüste beschäftigt, er heißt der Spanner,
z.B. bei Schützengesellschaften, die noch mit Armbrüsten schießen, wie
in Dresden. An der Armbrust heißt der biegbare Teil, der eben
die Spann- und Schußkraft entwickelt, der Bogen, welcher Begriff
in Armbrust selbst versteckt enthalten ist, denn dies entstand aus 30
mittellateinisch arcubalista, Bogenwurfgeschütz. Die Armbrust ist ja
nichts anderes als ein verbesserter Bogen, zugleich eine verkleinerte
Balliste, wie die Flinte eine verkleinerte Kanone.
Ziemlich alt muß auch die Redensart vom Landfrieden sein,
die doch noch ganz frisch lebendig ist: „Ich traue dem Landfrieden 35
nicht." So sagt z.B. einer, der ein Vorhaben auszuführen Be¬
denken trägt und damit zögert, weil er die einschlagenden Verhältniße
dafür nicht für günstig, ja eher für gefährlich halten muß. Ursprüng¬
lich aber gehört diese Redensart in den Mund eines Kaufmanns,
der etwa im sechzehnten Jahrhundert mit seinen Waren über Land 40