Doch eine eigenartige, reife ctraft macht sich in alledem noch nicht
geltend. Da begannen die Befreiungskämpfe, und Körner, der seit
kurzem als Hoftheaterdichter am Burgtheater in Wien angestellt war
und sich eben verlobt hatte, ließ sich nicht von den „Vlütenketten der
Liebe, der Freundschaft und der Freude" festhalten, sondern trat am
19. März 1813 bei den Lützower Jägern als Freiwilliger ein. Nachdem
er schon bei dem Überfall von Kitzen, 7. Juni, schwer verwundet worden
war, eilte er sofort nach seiner Wiederherstellung zu der Truppe zurück.
Da traf ihn am 26. August bei Gadebusch in der Nähe des. Dorfes
Wöbbelin (bei Ludwigslust) in Mecklenburg die tödliche Kugel. So ging
in Erfüllung, was er angesichts des preußischen Grenzadlers schrieb:
Sei mir gegrüßt im Rauschen deiner Flügel,
Bald werd' ich unter deinen Söhnen stehn,
Du wirst voran zum Sieg, zur Freiheit wehn!
Was dann auch immer aus dem Sänger werde,
Heil ihm, erkämpft er auch mit seinem Schwerte
Nichts als ein Grab in einer freien Erde!
Theodor Körners Lieder, unter dem Titel „Leier und Schwert" von
dem Vater 1814 gesammelt und erstmals herausgegeben, sind Gelegen¬
heitsgedichte im besten Sinne des Wortes; Dellamation in stark
Schillerschem Tonfall überwuchert nicht selten das freie Gefühl, aber die
pathetische Stimmung findet einen so fortreißenden, begeisternden Aus¬
druck, daß noch heute viele dieser Lieder ein unvergängliches Gut des Volkes,
besonders der Jugend sind. In voller Lebendigkeit geben sie die ganze
Stimmung jener großen Zeit wieder, die Hoffnung, die Begeisterung und
die Trauer. Eine ganze Reihe der Körnerschen Lieder, die er im Felde
schrieb, wurde sogleich von seinen Kameraden im Lützowschen Korps und
dann vom ganzen Heere mit Begeisterung gesungen:
Das Volk steht auf, der Sturm bricht los;
Wer legt noch die Hände feig in den Schoß?
Pfui über dich Buben hinter dem Ofen,
Unter den Schranzen und unter den Zofen!
Bist doch ein ehrlos erbärmlicher Wicht;
Ein deutsches Mädchen küßt dich nicht,
Ein deutsches Lied erfreut dich nicht,
Und deutscher Wein erquickt dich nicht.
So wendet er sich an die deutsche Jugend, die „Männer" von den
„Buben" scheidend. Es folgt der „Aufruf":