176 Die Neuzeit.
bischof Franz von Waldeck die Stadt Münster, nahm sie am
24. Juni 1535 ein und vernichtete nach einem mörderischen Kampfe
die Herrschaft der Wiedertäufer. Knipperdollinck, Jan von Leydeu
und sein Scharfrichter Krechting wurden mit glühenden Zangen
gezwickt, hingerichtet und dann in eisernen Körben an der Lam-.
bertikirche aufgehängt. Nach der Vertreibung der Wiedertäufer
wurde in allen Kirchen der Stadt der katholische Gottesdienst wie¬
derhergestellt.
Der weitere Verlauf der Kirchentrennung.
Nachdem Luther ungefähr ein Jahr lang auf der Wattburg
verweilt hatte, erschien er im März des Jahres 1522 Plötzlich
wieder in Wittenberg und wagte allmählich immer kühnere Schritte.
Er schaffte die Messe ab und gestattete auch den Mönchen unk
Nonnen die Ehe. Er selbst vermählte sich im Jahre 1525 mit
Katharina von Bora, einer Nonne aus einem ausgelösten Ci-
stercienserkloster, und erlebte bald darauf, wie Scharen von Mön¬
chen und Weltgeistlichen diesem Beispiele folgten. Der Volkshanfe
aber fand besonders deshalb an der neuen Lehre Gefallen, weil
die Rechtfertigung durch den Glauben allein ohne gute Werke
Überaus bequem war, das Beichten und Fasten wegfiel und sogar
der sonntägliche Kirchenbesuch nicht mehr geboten blieb.
Um nun der weiteren Verbreitung der Reformation Stillstand
zu gebieten, berief Kaiser Karl für das Jahr 1529 einen Reichstag,
nach Speyer. Hier wurde beschlossen, der Kaiser solle binnen
Jahresfrist eine allgemeine Kirchenversammlung veranlassen; bis
dahin sollte jede fernere Neuerung in Religionssachen unterbleiben.
Da die Lutheraner es aber für Verrat am Evangelium hielten,
daß sie ihre Lehre nicht durch alle möglichen Mittel sollten aus¬
breiten dürfen, legten sie eine feierliche Protestation gegen den
Reichstagsabschied ein und erhielten daher später den Namen
Protestanten.
Im Sommer 1530 hielt Karl V. einen glänzenden Reichstag
zu Augsburg, er selbst und alle Fürsten und Herren des hl.
römischen Reiches waren persönlich zugegen. Bei dieser Gelegenheit
überreichten die Protestanten dem Kaiser ihr Glaubensbekenntnis,