Full text: (Prosa) (Teil 7 - 9 in 1 Bande, [Schülerband])

Man merkt ihr heute noch an, daß sie kein einheimisches Gewächs ist. 
Sie gedeiht meistens nicht recht. Selten ist sie bequem und nützlich, in 
der Regel ein ornamentales und schädliches Anhängsel, wie so vieles in 
unserer Architektur. 
Eine Veranda soll im Sommer bei jedem Wetter der Familie den 
bequemen Aufenthalt im Freien ermöglichen. Sie ist ursprünglich eine 
offene oder gedeckte Laube, in die man unmittelbar vom Zimmer aus 
eintreten kann, damit man bei heißer Sonne und bei Regenwetter Schutz 
hat und nicht erst, um das Dach der Laube zu erreichen, einen Weg durch 
den sonnigen oder nassen Garten zurückzulegen braucht. 
Sie soll der Familie zum Aufenthalt dienen, auch wohl, wenn Besuch 
kommt, einer Gesellschaft. Dazu pflegt sie nun in der Regel nicht geräumig 
genug zu sein. Wer eine Veranda baut, sollte sie so groß anlegen, wie 
irgend zulässig. Praktisch brauchbar wird sie erst, wenn sie ein Zimmer 
mäßigen Umfanges ersetzen kann. 
Solche Veranden sind bei uns sehr selten, höchstens bei großen villen- 
artigen Anlagen zu finden. Sie sollten aber keinem Familienhause fehlen, 
denn der Aufenthalt im Freien darf eigentlich erst beim Eintritt der 
rauhen Jahreszeit aufgegeben werden. 
Die gebräuchlichen Veranden sind klein und eng, und die Familie 
benutzt sie meist nur wenig oder überhaupt nicht, weil sich in dem engen 
Glaskasten niemand behaglich fühlt. 
Das wäre vielleicht noch zu ertragen, wenn die überflüssige Anlage 
nicht den großen Nachteil hätte, daß sie das ganze Jahr hindurch ein 
Zimmer vollständig verdunkelt. In sehr vielen Häusern macht sie dies 
Zimmer geradezu unbrauchbar. 
Die Bremer haben einen anderen Typus der Veranden ausgebildet. 
Man baut sie dort größer als in Hamburg und pflegt sie quer vor ein 
Zimmer mit zwei Fenstern zu legen. Damit sie kein Licht nimmt, trägt 
sie nicht, wie bei uns, einen Balkon oder ein festes Dach, sondern ist mit 
Glas gedeckt, und zu ihrem Aufbau wird fast ausschließlich Eisen ver¬ 
wendet. 
Daß der Hausbewohner in Hamburg mit seiner Veranda mit dem 
sogenannten Entreezimmer nicht sehr zufrieden ist, beweisen häufige Um¬ 
bauten. Aus dem Eisen- oder Holzbau pflegt ein Steinbau zu werden, 
dessen sämtliche drei Außenwände von Fenstern und Türen eingenommen 
werden. 
Für den Sommer erweist sich diese Anlage wohl brauchbar, im 
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