Full text: Für die Klase IV (Teil 3 = Unterstufe, [Schülerband])

Ohr. Jensen, Das Wattenmeer und die Halligen. 
158 
kleine Blumengärten sind hier und da einige Puls breit Erde übrig. 
dehattige Bäume sieht man vur selten; ab und zu drängt sieh ein 
verkrüppelter Baum, ein Holunder, ängstlich an die Mauer. Brenn- 
materiai liefert diesen Insulanern ihre stiefmütterliche Heimat nieht; 
den Tork holen sie sien wie das Mehl in Säcken; doch formen sie 
den Döünger ihrer Viehställe und trocknen ihn an der Sonne, um 
mit diesen sogenannten Ditten im VWinter ibre Ofen zu heizen. 
3 
In frũherer Zeit war die Seefahrt der Hauptnahrungszweig dieser 
Inselfrieson, so dass fast die ganze rüstige männliche Bevölkerung zur 
See ging. Als der Walfischfang, welchen Holländer und Hamburger 
im vorigen Jahrhundert in den nördlichen Polargewässern betrieben, 
für die dabei beteiligten Halligleute nicht mehr einträglich var, 
wurden sie Handelsschiffer, erwarben sich als die zuverlässigsten 
ihres Faches einen wohlverdienten guten Ruf und nicht selten Reich- 
tümer. Mit ihren Ersparnissen kehrten sie nach beendetem Schiffs- 
dienst heim; ihre an Enthehrungen und Sturmfluten reiche und oft 
mit dem Untergange bedrohte Heimatsinsel war ihnen dennoch die 
„Heimat über alles“, wo sie sieh zur Ruhe setzten. die hatten die 
Welt gesehen, und doch fühlten sie sich wohbl in ihrer Abgeschlossen- 
heit, umrauscht und umbraust von ihrem Elemente. deitdem aber die 
Segelschiffart abgenommen, hat sich manches verändert. Viele wan- 
derten aus, um nicht wiederzukehren — im allgemeinen aber findet 
man bei den Halligbewobnern doch noch die Liebe zur Heimat und 
die Treue, an derselben festzuhalten, obwohl augenscheinlich die Heimat 
selbst alimählich kleiner wird und so „die verlässt, die sie nicht 
verlassen wollen“. 
Die Viehzucht der Halligleute erstreekt siecn auf das Halten 
von einigen Kühen und Scebafen, deren Zahl indessen durch die 
Fluten beschränkt oder doch sehr beeinflussf wird. Das Meer 
hietet Gelegenheit zum Fischfange, der denn auch betrieben vird, 
hauptsächlich um den eigenen Bedarf an Fischen zu decken. Ihre 
Produkte an Vien, Wolle, Butter, Käse, FPleisch, Fischen, Krebsen 
pringen die Halligleute in Husum oder Wyk an den Markt, um da⸗ 
für die nötigen Lebensmittel einzutauschen. Die Wintervorräte be— 
sorgen sie im Herbste, da sie im Winter oft tage- und wochenlang 
vom Pestlande und von ihren Nachbarinseln abgeschnitten sind. 
Freilich ist es schlimm, wenn jemand auf der Hallig krank wird. 
Arzt und Apotheke fehlen. Da mulss die Ebbezeit abgewartet werden, 
einen Boten nach dem Pestlande zu schicken, dass er Hilfe hole; 
oft ist es ganz unmöglich, diese herbeizuschaffen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.