Full text: Für die Klase IV (Teil 3 = Unterstufe, [Schülerband])

A. Vilmar, Der arme Heinrich. 
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wann er glücklich König Hygelaks Halle wieder; getreulich und 
genau erzählte er alles, was ihm begegnet vwar, und hochgeehrt 
löbte er unter den Genossen. 
Als aber Uygelak gestorben war, wurde er des Reiches Prbe 
und herrschte darüber als guter König fünfzig Winter lang, bis ein 
rũühmlicher Streit ihm seines Lebens Ende brachte. Ein unheilvoller 
Drache verheerte allnächtlich das Land und steckte die Gehöfte in 
Brand, so dass die flackernden Feuersäulen weithin sichtbar wurden. 
In seine Höhle drang der greise Herrscher, nur von einem tapferen 
Genossen begleitet; in gemeinsamem LKampfe töteten sie den Wurm, 
Mannheit und Treue überwanden den Dränger; aber Beowulf selbst 
hatte eine schwere Wunde davongetragen, so dass er starb. Am 
Meeresstrande wurde der Scheiterhaufen errichtet, der mit Helmen 
und Schilden und blanken Brünnen geschmückt war; auf hoher 
Bahre stand die Leiche des Königs. Da steckten die Recken den 
Scheiterhaufen in Brand, der Rauch stieg auf, die Lohe schlug empor, 
und das Klagegeschrei folgte ihr nach, bis von dem gewaltigen Helden 
nur noch ein Häuflein Asche vorhanden war. Nun varfen die 
Gauten den Leichenhügel auf, hoch und breit, dass er den Seefahrern 
weithin sichtbar war, und legten Kleinode und goldene Ringe hinein. 
Und als das alles vollbracht war, ritt eine Schar von PEdelingen, 
zwölf an der Zahl, um den Hägel und erhob den Gesang zum Lobe 
des Königs. 
27. Der arme Heinrich. 
Nach A. Vilmar, Geschichte der deutschen Nationallitteratur. 
Als im Nittelalter in Europa die Seuche des Aussatzes furcht- 
har herrschte, wurde auch ein stolzer Herr, der des Glũckes reiche 
Fülle besass, von der Krankheit befallen und wie der fromme Hiob 
im Alten Testamente jammeryoll geplagt und versucht. Aber er trug 
zein Unglück nicht vie Hiob mit Geduld, sondern ergrimmte ob 
Seines schmählichen Leidens und verwünschte Tag und Stunde, da 
er geboren war. Kein Arzt vermochte ihm zu helfen, und selbst 
die berühmtesten Meister zu Jalerno in Italien, wohin er Hilfe 
suchend gezogen war, hatten keine Arznei für ihn; nur das eine 
wusten sie ium — nach damaligem Aberglauben — zu sagen, dals 
der Aussatz duren Menschenblut geheilt verden könne, und zwar 
durch das Blat einer sich freiwillig opfernden Jungfrau. 8o war 
der reiche Herr mit Namen Heinrich zwar heilbar und konnte doch 
nimmermehr geheilt werden; denn wo fand sieh eine Jungfrau, die 
ihr Leben für einen Mussätzigen opfern wollte?
	        
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