Uhland. Kerner.
IV 141
Scheidet ohne Wiederkehr.
2. Auf der Bidassoabrücke
Spielt ein zauberhaft Gesicht:
Wo der eine Schatten siehet,
Sieht der andre goldnes Licht;
Wo dem einen Rosen lachen,
Sieht der andre dürren Sand;
Jedem ist das Elend finster,
Jedem glänzt sein Vaterland.
3. Friedlich rauscht die Bidassoa
Zu der Herde Glockenklang,
Aber im Gebirge dröhnet
Knall auf Knall den Tag ent—
lang;
Und am Abend steigt hernieder
Eine Schar zum Flußgestad,
Unstät, mit zerrißner Fahne,
Blut beträufelt ihren Pfad.
4. Auf der Bidassoabrücke
Lehnen sie die Büchsen bei,
Binden sich die frischen Wunden,
Zählen, wer noch übrig sei;
Lange harren sie Vermißter,
Doch ihr Häuflein wächset nicht.
Einmal wirbelt noch die Trom—
mel,
Die der Freiheit Banner war!
Nicht zum ersten Male wandelt
Diesen Grenzweg ihre Schar;
Nicht zum erstenmale sucht sie
Eine Freistatt in der Fern,
Doch sie zieht, nicht arm an Ehre,
Zieht nicht ohne günstgen Stern:
6. Der von vorgen Freiheits—
kämpfen
Mehr als einer Narben führt,
Heute, da wir alle bluten,
Minal bliebst du unberührt;
Ganz und heil ist uns der Retter,
Noch verbürgt ist Spaniens
Glück.
Schreiten wir getrost hinüber!
Einst noch kehren wir zurück.“
7. Mina rafft sich auf vom
Steine,
Müde saß er dort und still,
Blickt noch einmal nach den
Bergen,
Wo die Sonne sinken will.
Seine Hand, zur Brust gehalten,
Hemmt nicht mehr des Blutes
Lauf;
Und ein alterKriegsmann spricht: Auf der Bidassoabrücke
5. „Rollt die Fahne denn zu- Brachen alte Wunden auf.
sammen,
Justinus Kerner (1786 - 1862).
*120. Der reichste Fürst.
1. Preisend mit viel schönen Reden
Ihrer Länder Wert und Zahl,
Saßen viele deutsche Fürsten
Einst zu Worms im Kaisersaal.
Hessel, Lesebuch IV. Gedichte.
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