Full text: Gedichte und Prosa (Teil 4, [Abteilung 1 und 2])

Hauff. Mörike. 
IVJ 145 
2. Als ich zur Fahne fortgemüßt, 
Hat sie so herzlich mich geküßt, 
Mit Bändern meinen Hut geschmückt 
Und weinend mich ans Herz gedrückt. 
3. Sie liebt mich noch, sie ist mir gut, 
Drum bin ich froh und wohlgemut; 
Mein Herz schlägt warm in kalter Nacht, 
Wenn es ans treue Lieb gedacht. 
4. Jetzt bei der Lampe mildem Schein 
Gehst du wohl in dein Kämmerlein 
Und schickst dein Nachtgebet zum Herrn 
Auch für den Liebsten in der Fern. 
5. Doch wenn du traurig bist und weinst, 
Mich von Gefahr umrungen meinst — 
Sei ruhig, bin in Gottes Hut: 
Er liebt ein treu Soldatenblut. 
6. Die Glocke schlägt, bald naht die Rund 
Und löst mich ab zu dieser Stund; 
Schlaf wohl im stillen Kümmerlein, 
Und denk in deinen Träumen mein! 
Eduard Mörike (1804 —1875). 
126. Gebet. 
Herr! schicke, was du willt, 
Ein Liebes oder Leides; 
Ich bin vergnügt, daß beides 
Aus deinen Händen quillt. 
Wollest mit Freuden 
Und wollest mit Leiden 
Mich nicht überschütten! 
Doch in der Mitten 
Liegt holdes Bescheiden. 
127. In der Frühe. 
Kein Schlaf noch kühlt das Auge mir, 
Doch gehet schon der Tag herfür
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.