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Dichter wie er die dortige Bühne auf die höchste Stufe des Ruhmes heben
würde.
Es fragte sich nun, in welcher Zeit die heimliche Reise am besten
auszuführen sei. Alle seine Handlungen waren beobachtet. Der geringste
5 Verdacht konnte ihn für immer an fein Gefängnis fesseln. In diesem
Zustande konnte er sein Herz mit voller Sicherheit nur einem einzigen
Freunde öffnen; dies war Streicher, ein junger Musiker. Schillers
Plan, dem Herzog auf neutralem* Boden zu schreiben, hatte Streichers
vollen Beifall. Dieser wollte im Frühjahr 1783 eine Reise nach Hamburg
10 antreten, um bei dem berühmten Bach seine musikalischen Studien zu
vollenden, wozu ihm dort wohnende Anverwandte die beste Unterstützung
versprochen hatten. Um seinen angebeteten Freund nicht allein — er
wußte wohl, wie rat- und mittellos dieser war — dem Heer von Plagen
preiszugeben, die ihn erwarteten, wußte er es bei seiner Mutter dahin zu
15 bringen, daß er schon jetzt die Hamburger Reise antreten durfte. Dem
Vater Schillers mußte die ganze Sache ein tiefes Geheimnis bleiben,
damit er im schlimmsten Falle als Offizier sein Ehrenwort geben könne,
von dem Vorhaben des Sohnes nichts gewußt zu haben. Was aber
auch in diesem Punkte die Freunde beruhigte, war, daß der Herzog in
20 wahrhaft edler Gesinnung seine Beziehung zu den Zöglingen vollständig
von seinem Verhältnis zu ihren Angehörigen schied und nie den einen
Teil entgelten ließ, was der andere fehlte.
2.
Nachdem alles zur Sache Erforderliche zwischen beiden Freunden
überlegt war, blieb der Entschluß Schillers unwiderruflich fest. Nun
25 aber mußte er sich mit Anspannung aller Kräfte seinem „Fiesko" widmen.
Bevor dieser nicht vollendet war, wäre die Reise zwecklos gewesen, und
bis jetzt war — da er in seinem Innern zu keiner Ruhe gelangen
konnte — außer dem Plan kaum die Hälfte des Stückes niedergeschrieben.
Die Gewißheit des Entschlusses belebte seinen Mut, seine gewöhnliche
30 Heiterkeit kehrte zurück, und er gewann es über sich, alle Gedanken, alle
Sorgen, die nicht seiner neuen Arbeit gewidmet waren, zu unterdrücken,
bloß für die Zukunft zu leben, die Gegenwart nur insofern zu beachten,
als er ihr nicht ausweichen durfte. Der „Fiesko" schritt rasch vorwärts,
und wie freute es ihn, wenn er dem Freunde eine in der letzten Nacht
35 gedichtete Szene* vorlesen konnte, wie erheiterten sich seine von Schlaf¬
losigkeit erhitzten Augen, wenn er erzählte, um wieviel er schon weiter
gerückt sei, und wie er hoffen dürfe, sein Trauerspiel weit früher, als
er anfangs dachte, beendigt zu haben.