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„Sag' ihr, ich sei im Wald zur Stund'
Zu proben da mein Pferd und Hmnd."
frühmorgens und als es Tag kaum war.
Da kam die Braut mit der Aochzeitschar.
Sie schenkten Tllet, sie schenkten wein.
„wo ist Herr Glus, der Bräut'gam mein?" —
„Herr Glus, er ritt in Wald zur Stund',
Tr probt allda sein Pferd und H>und."
Die Braut hob aus den Scharlach rot.
Da lag Herr Glus — und er war tot.
Johann Gottfried von Herder.
71. Da8 Glück von Edenhall.
Von Edenhall der junge Lord
Läßt schmettern Festtrommetenschall;
Er hebt sich an des Tisches Bord
Und ruft in trunkner Gäste Schwall:
„Nun her mit dem Glücke von Edenhall!“
Der Schenk vernimmt ungern den Spruch,
Des Hauses ältester Vasall,
Nimmt zögernd aus dem seidnen Tuch
Das hohe Trinkglas von Kristall,
Sie nennen's das Glück von Edenhall.
Darauf der Lord: „Dem Glas zum Preis
Schenk' Roten ein aus Portugal!“
Mit Händezittern gießt der Greis
Und purpurn Licht wird überall;
Es strahlt aus dem Glücke von Edenhall.
Da spricht der Lord und schwingt's dabei:
„Dies Glas von leuchtendem Kristall
Gab meinem Ahn am Quell die Fei;
Drein schrieb sie: Kommt dies Glas zu Fall,
Fahr wohl dann, o Glück von Edenhall.
Lesebuch für Höhere Mädchenschulen. 7. Schuljahr. 2. Anst. 7