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der Jüngling dem Knabenalter entwachsen, so wurden ihm in der Volksversammlung
in feierlicher Weise von einem Edlen oder vom Vater Schild und Speer überreicht.
9. Volkseinteilung. Das Volk bestand ans Freien und Unfreien. Zu den
Freien gehörten die Besitzer von Grund und Boden, zu den Unfreien die Hörigen und
Leibeigenen (Sklaven). Die Hörigen erhielten von einem Freien einige Äcker Landes
zur Bewirtschaftung und mußten ihm dafür Hand- und Spanndienste (Frondienste)
leisten. Die vornehmsten Geschlechter bildeten die Adeligen oder Edelinge. Sie zeich¬
neten sich vor anderen Freien durch ihren großen Besitz aus.
10. Kriegführung. Drohte dem Lande ein Feind, so wurden die freien, wehr¬
haften Männer aller Gaue zu den Waffen gerufen. Sie bildeten den Heerbann. Der
tapferste Edeling wurde zum Anführer (Herzog) gewählt. Die Hauptwaffen waren
Streitäxte aus Stein, kurze Schwerter, Schild und Frime (Spieß mit scharfer Eisen¬
spitze). Als Helme dienten die Felle wilder Tiere. Rachen und Hörner ragten drohend
über den Kopf hervor.
11. Religion. Der oberste Gott der alten Deutschen war Wodan. Ihn dachten sie
sich einäugig, wie der Himmel ja auch nur ein Auge, die Sonne, hat. Auf achtbeinigem
Roß, bekleidet mit dem grauen, rotgeränderten Wolkenhut und dem blauen Sturm-
mantel, fährt er durch die Luft. (Wilde Jäger.) Zwei Raben bringen ihm Kunde
von allem, was auf der Erde geschieht; zwei hungrige Wölfe sind seine Jagdhunde.
Rosse werden ihm geopfert, ihre Schädel an Bäuine genagelt. Er thront in der
hundertthorigen Himmelsburg Walhalla, die mit goldenen Schildern und Speerschäften
getäfelt ist. Hier ist der selige Aufenthalt der im Kampfe gefallenen Helden. Die
nicht im Kampfe Gestorbenen kommen nach Hel, wo die Bösen schreckliche Qualen
erdulden müssen. —• Wodans Gemahlin hieß Frigg oder Freia. Sie war die Göttin
der Ehe und häuslichen Ordnung. Als Göttin der Erde wurde sie besonders auf
Rügen unter dem Namen „Hertha" verehrt. Von Freia hat der Freitag seinen Namen
erhalten. Der mächtigste Sohn Wodans war der Donnergott Thor, der aus feinem
roten Barte die Blitze blies. Wenn er auf seinem Wagen, der von zwei Ziegenböcken
gezogen wurde, durch die Wolken fuhr, so donnerte es auf der Erde. Nach ihm wurde
der Donnerstag benannt. Zwischen Göttern und Menschen gab es noch ein besonderes
Geister- und Dänwnengeschlecht, die Riesen, Zwerge, Nixen, Elfen und Kobolde,
die in Feld und Wald, Lust und Wasser, Haus und Hof schalteten und walteten.
II. Die Deutschen im Kumpfe mit den Römern.
2. Aimbrer und Teutonen. Täsar und Ariovist.
1. Die Kimbrer und Teutonen. In Jütland wohnte vor etwa 2000 Jahren
ein germanischer Volksstamm, die Kimbrer. Da das Land von häufigen Überschwem¬
mungen zu leiden hatte, so wanderten sie aus und zogen (113 v. Chr.) nach Süden
bis an die Grenze des römischen Reichs. (Das römische Reich war damals das größte
Weltreich. Es umfaßte ganz Südenropa, Nordafrika und Westasien.) Der römische
Konsul wollte ihnen hier einen falschen Weg zeigen, um sie zu überlisten. Sie aber
sagten: „Der gerade Weg ist der beste." Dann stürzten sie sich auf seine Legionen
und besiegten sie. Wider Erwarten zogen sie aber nicht nach Rom, sondern nach
Gallien. Hier vereinigte sich mit ihnen noch ein zweites germanisches Volk, die Teu¬
tonen. Die Römer stellten ihnen noch dreimal ein Heer entgegen, wurden aber jedes¬
mal geschlagen. Ganz Rom zitterte vor ihnen. Da das Land die beiden Völker nicht
zu ernähren vermochte, so trennten sie sich bald wieder. In zwei Heersäulen wollten
sie in Italien einfallen: die Teutonen von Westen her (bei Genua), die Kimbrer von