Full text: Für Obertertia und Untersekunda (Abteilung 3, [Schülerband])

— 7 — 
der Weisheit, ein Abglanz und eine persönliche Gestaltung der 
besonnenen und scharfblickenden Klugheit, mit welcher der Vater 
Zeus die Geschicke der Welt lenkt und regiert. 
2. Hieraus ergeben sich leicht die übrigen Seiten ihres Wesens. 
Sie ist zunächst Beschirmerin und Erhalterin der Staaten, mit) 
alles, was das Gedeihen der Staaten in Krieg und Frieden fördert, 
geht von ihr aus, ist ihr Werk und ihre Erfindung. Daher er¬ 
scheint sie sowohl als Kriegs- wie als Friedensgöttin. Als Kriegs¬ 
göttin begleitet sie das ausziehende Heer, feuert es zu mutigem 
Kampfe an, verleiht ihm Sieg und Beute. Nicht minder aber 
schirmt sie daheim Städte und Burgen mit der Macht ihres 
Armes. Bei Homer erscheint sie außerdem als die wohltätige 
Beraterin und Beschützerin einzelner Helden, z. B. des Odysseus, 
Achilles und Diomedes. Sie hat den Menschen die Zucht und 
Bändigung der Rosse, Wagen- und Schiffsbau gelehrt, die Kriegs¬ 
trompete und Flöte erfunden. Als Kriegsgöttin trägt sie regel¬ 
mäßig außer Helm, Schild und Lanze das schreckliche Gorgoneion 
oder die Ägis. Letztepe erscheint bei Homer noch als Schild des 
Zeus, den Athene dann von ihm entleiht; bei den späteren Dichtern 
aber und auf den Denkmälern der Kunst ist sie ein mit Drachen¬ 
schuppen und Schlangen umsüumter Panzer der Athene, in dessen 
Mitte sich das schreckliche, einen jeden, der es anblickt, in Stein 
verwandelnde Haupt der Medusa befindet. 
3. Nicht minder segensreich erweist sich aber Athene als 
Friedensgöttin. Alles, was in leiblichen wie in geistigen Dingen 
die Wohlfahrt und geistige Bildung der Menschen fördert, dachte 
man sich von ihr ausgehend oder unter ihrer Einwirkung stehend. 
Daher werden allerlei nützliche Erfindungen ihr zugeschrieben. Sie 
gab den Menschen den Rechen und den Pflug, sie erfand den 
Spinnrocken und den Webstuhl sowie das kunstvolle Färben der 
gewebten Stoffe, anderer weiblicher Kunstfertigkeiten nicht zu ge¬ 
denken. Bei späteren Dichtern erweitert sich die Vorstellung von 
der kunstfertigen Göttin immer mehr zu der einer Vorsteherin 
aller Wissenschaften, Künste und Gewerbe. 
Außerdem ist sie auch Athene Hygiea, d. h. eine Heilgöttin, 
welche gesunde Luft verleiht, bösen Seuchen wehrt und das Wachs- x 
tum und fröhliche Gedeihen der Landesjugend fördert. 
I 
;
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.