Full text: Für Obertertia und Untersekunda (Abteilung 3, [Schülerband])

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berühmten Künstlerschule von Rhodus, welche in der letzten Zeit 
der römischen Republik blühte. 
2. Außer den Kunstwerken verdienen auch die Möbel unsere 
weitere Aufmerksamkeit. Da finden sich einfache, lehnlose Klapp- 
stichle mit gekreuzten und andere mit geraden Beinen. Die ge¬ 
bräuchlichsten Stühle sind mit Rücklehnen versehen, welche bald 
halbkreisförmig, bald noch weiter ausgeschweift sind. Diese Ein¬ 
richtung, verbunden mit weichen Polstern, gibt dem Sitze große 
Behaglichkeit. Die Stuhlfüße haben sehr anmutige Formen. Sie 
sind z. B- wie Tierfüße oder Säulen gestaltet unb mit Elfenbein 
und Bronze verziert, andere massiv von kostbarem Material ge¬ 
arbeitet. Man hatte Bisellien, d. h. Sessel für zwei Personen 
mit Rück- und Seitenlehnen, die ein trauliches Ruheplätzchen für 
Freunde abgaben, da die Lehnen auf den drei Seiten häufig von 
gleicher Höhe waren und die Sitzenden überragten. Weit pracht¬ 
voller war der Thron, von Greifen oder ähnlichen Figuren auf 
beiden Seiten getragen und um mehrere Stufen erhöht. Der Kaiser 
und andere vornehme Personen bedienten sich seiner; noch häufiger 
wurde er neben den Götterbildern in Tempeln aufgestellt. Da die 
Römer gern in möglichst bequemer Lage der Ruhe pflegten, so fehlte 
es ihnen in den Gemächern nicht an Sofas. Den linken Arm 
auf ein Polster gestützt, beschäftigten sie sich mit Lesen und Schreiben. 
Daher bemerkt man an mehreren Ruhebetten Vorrichtungen für ein 
Lesepult mit Büchern und Schreibzeug. Verschieden von diesen 
Lagerstätten sind die Triklinien in den Speisesälen. 
3. Ein solcher Speisesaal ist glänzend geschmückt; die feine 
Mosaik des Fußbodens zeigt seltsamerweise in ihren Bildern 
Kehricht und von den Tischen abfallende Brocken. Aus dem tief¬ 
blauen Grunde der Wände scheinen die gemalten Bilder hervor¬ 
zutreten. Es sind leichte, schwebende Gestalten, Tänzerinnen, 
Genien, darunter auch ein eingelassenes, trefflich ausgeführtes 
Tafelbild, welches Leda mit dem Nest in den Händen darstellt, 
worin die Säuglinge Helena und die Dioskuren ruhen. In ver¬ 
schiedenen Nischen sind Portrütstatuen mehrerer Kaiser aufgestellt, 
auch die Büste Homers. In den Ecken stehen Bildsäulen, nach 
alten Mustern ausgeführt. Ein prachtvoller Kandelaber von Bronze, 
dessen Fuß von knienden Knaben in Email getragen wird, ist 
bestimmt, mit wohlriechender Flamme das Gemach zu erhellen,
	        
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