Full text: Für Klasse 3 (achtes Schuljahr) und die Untertertia der Studienanstalten (Teil 7, [Schülerband])

kommen, auch keine neue Stadtgemeinde in Olympia sich bilden, die 
ihrer Hauptstadt jemals das wichtige Vorrecht der Verwaltung des 
Heiligtums streitig machen könnte. Die Landschaft war weit und breit 
umher nur in Dörfern bewohnt, die wohlhabendste und gepflegteste Gegend 
Griechenlands, voll von Ackerfluren, Wäldern und Gärten, die das 
Kleinod des Landes einhegten. Olympia selbst bestand aus zwei scharf 
gesonderten Teilen; es lag entweder innerhalb oder außerhalb der Altis. 
In der Altis, dem Tempelhofe des Zeus, befand sich nur, was den 
Göttern gehörte. Auf dem Wege zum Tempel hatte man rechts den 
heiligen Ölbaum, von dessen Zweigen ein Knabe, dem noch beide Eltern 
am Leben sein mußten, mit goldnem Messer die Siegeskränze abschnitt; 
darum hieß er der Baum der schönen Kränze. 
Oberhalb des Kranzbaums erhob sich auf mächtigem Unterbau 
der große Tempel des Zeus. Der Tempelort war eine uralte Stätte 
des Zeusdienstes. Der Gott hatte sie selbst, im Blitze niedersahrend, 
mit einem unvergänglichen Male gezeichnet, und schon die Pisäer hatten 
hier einen Altarplatz des Zeus. Die Eleer mußten dann auf würdige 
Ausstattung des Heiligtums bedacht sein, damit die aus der Besiegung 
Pisas gewonnenen Schätze zu des Gottes Ehren verwendet würden. 
Sie bauten daher einen dorischen Tempel und beschlossen, als die bildende 
Kunst in raschem Gange der verschiednen Stufen der Vollendung zurück¬ 
gelegt hatte, eine glänzendere Ausstattung des Nationalheiligtums. 
Athen war damals die Schule griechischer Kunst; was auf seiner 
Akropolis gebaut und gebildet worden war, verdunkelte alle frühern 
Schöpfungen. Dorthin wandten sich also die Behörden von Elis, und 
auf ihren Ruf eilte Phidias herbei, von seinen Schülern und attischen 
Werkmeistern begleitet, um seine gereifte Kunst in Olympia zu be¬ 
währen. Alkamenes und Paionios füllten die Giebelfelder mit Ge¬ 
stalten der Götter und Heroen; er selbst, der König der Kunst, widmete 
seine ganze Kraft der hohen Aufgabe des Lebens, den Nationalgott 
der Hellenen, unter dessen Führung sie zu dieser Höhe des Ruhms 
und des Glücks gelangt waren, an seiner würdigsten Stätte zu ver¬ 
herrlichen. 
In der Altis walteten die Priester, welche die Gottesdienste wahr¬ 
nahmen, die nicht ausgesetzt werden durften, und die Flamme des 
Herdfeuers unterhielten. Den obern Priestern aus erlauchten pelo- 
ponnesischen Geschlechtern, die als Verwalter des Orakels eine nationale 
Bedeutung hatten, stand ein zahlreiches und genau geordnetes Personal
	        
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