kommen, auch keine neue Stadtgemeinde in Olympia sich bilden, die
ihrer Hauptstadt jemals das wichtige Vorrecht der Verwaltung des
Heiligtums streitig machen könnte. Die Landschaft war weit und breit
umher nur in Dörfern bewohnt, die wohlhabendste und gepflegteste Gegend
Griechenlands, voll von Ackerfluren, Wäldern und Gärten, die das
Kleinod des Landes einhegten. Olympia selbst bestand aus zwei scharf
gesonderten Teilen; es lag entweder innerhalb oder außerhalb der Altis.
In der Altis, dem Tempelhofe des Zeus, befand sich nur, was den
Göttern gehörte. Auf dem Wege zum Tempel hatte man rechts den
heiligen Ölbaum, von dessen Zweigen ein Knabe, dem noch beide Eltern
am Leben sein mußten, mit goldnem Messer die Siegeskränze abschnitt;
darum hieß er der Baum der schönen Kränze.
Oberhalb des Kranzbaums erhob sich auf mächtigem Unterbau
der große Tempel des Zeus. Der Tempelort war eine uralte Stätte
des Zeusdienstes. Der Gott hatte sie selbst, im Blitze niedersahrend,
mit einem unvergänglichen Male gezeichnet, und schon die Pisäer hatten
hier einen Altarplatz des Zeus. Die Eleer mußten dann auf würdige
Ausstattung des Heiligtums bedacht sein, damit die aus der Besiegung
Pisas gewonnenen Schätze zu des Gottes Ehren verwendet würden.
Sie bauten daher einen dorischen Tempel und beschlossen, als die bildende
Kunst in raschem Gange der verschiednen Stufen der Vollendung zurück¬
gelegt hatte, eine glänzendere Ausstattung des Nationalheiligtums.
Athen war damals die Schule griechischer Kunst; was auf seiner
Akropolis gebaut und gebildet worden war, verdunkelte alle frühern
Schöpfungen. Dorthin wandten sich also die Behörden von Elis, und
auf ihren Ruf eilte Phidias herbei, von seinen Schülern und attischen
Werkmeistern begleitet, um seine gereifte Kunst in Olympia zu be¬
währen. Alkamenes und Paionios füllten die Giebelfelder mit Ge¬
stalten der Götter und Heroen; er selbst, der König der Kunst, widmete
seine ganze Kraft der hohen Aufgabe des Lebens, den Nationalgott
der Hellenen, unter dessen Führung sie zu dieser Höhe des Ruhms
und des Glücks gelangt waren, an seiner würdigsten Stätte zu ver¬
herrlichen.
In der Altis walteten die Priester, welche die Gottesdienste wahr¬
nahmen, die nicht ausgesetzt werden durften, und die Flamme des
Herdfeuers unterhielten. Den obern Priestern aus erlauchten pelo-
ponnesischen Geschlechtern, die als Verwalter des Orakels eine nationale
Bedeutung hatten, stand ein zahlreiches und genau geordnetes Personal