368
wind, der von den fernen blauen Bergketten stoßweise herüberweht,
nachläßt.
Jetzt dreht ein Nebenweg nach rechts aus, und wir folgen ihm,
um an einer „Bley", einem Teiche, der dort zwischen Gebüsch, Schilf
und Binsen versteckt liegt, eine kurze Rast zu machen. Schnaubend
wittern die Pferde das Wasser, und bald trinken sie, des Zaumes und
Sattels ledig, in langen, durstigen Zügen. Aus den Satteltaschen wird
rasch Brot und kaltes Fleisch hervorgeholt, und ein hastig einge¬
nommener Imbiß erfrischt den Reiter. Dann geht es wieder hinaus
in die Steppe.
Vor dem Trupp reitet ein eingeborener Späher, der mit scharfem
Auge die weiten Ebenen durchforscht; denn der Ritt soll zugleich der
Jagd auf ein edles Wild, den Strauß, gewidmet sein.
Der Sonnenball steigt höher und höher, und die Hitze nimmt zu.
Das ist die beste Zeit für die Jagd aus das von uns ersehnte Wild;
denn die mächtigen, schnellen Vögel erschlaffen nun in der Mittagshitze
vor dem nachsetzenden Roß des Jägers. Wir reiten leicht bergab in
eine grasgefüllte Mulde hinein, die ein kiesiges Bachbett durchquert,
bis plötzlich unser Späher mit kurzem Rucke hält und nach Süden
deutet. Unsere Augen folgen der Richtung seines ausgestreckten
Armes, und richtig, dort, weit im Tale, wohl 1500 in von uns
entfernt, erblicken wir zwischen dichtem Gebüsch die Bewegung lebender
Wesen. Ich hielt sie zunächst für weidende Rinder, aber ein Blick
durch den Feldstecher belehrte mich, daß wir in der Tat Strauße vor
uns hatten.
Jetzt hieß es handeln, richtig und vorsichtig handeln. Nach kurzer
Verabredung lösen sich zwei Reiter aus unserer Schar und verschwinden,
vorsichtig sich hinter Büschen deckend, nach rückwärts in der Richtung, aus
der wir eben gekommen sind. Sie sollen, weit ausholend, das Wild
umgehen, ihm den Wind abgewinnen und versuchen, die stolzen Tiere
langsam auf uns zuzutreiben.
Wir sitzen schnell ab, bringen unsere Pferde in Deckung und be¬
obachten scharf die ruhig weiteräsenden Strauße, die noch keine Ahnung
von der ihnen drohenden Gefahr haben.
Die Zeit verrinnt. Fast eine Stunde ist vergangen, als sich plötz¬
lich eine Bewegung unter dem Wilde zeigt. Einer der männlichen
Strauße, die deutlich von den heller gefärbten weiblichen zu unterscheiden
sind, richtet sich sichernd hoch auf, und gleichdarauf setzen sich die Tiere
langsam in der Richtung auf uns in Bewegung. In Eile machen wir
uns bereit, jederzeit aufzusitzen und dem Wilde nachzujagen, um so zum
Schusse zu kommen, falls es etwa von seiner bisherigen Richtung ab¬
weichen sollte.