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Der beste Geograph der Welt, mit den besten Landkarten versehen,
vermöchte sich nicht zurechtzufinden, ohne die Sternkunde zu Hilfe zu
rufen und die genaueste Messung in Länge und Breite vorzunehmen.
Der Seefahrer muß zu außerordentlich feinen Instrumenten die Zu¬
flucht nehmen, um mitten im Meere die Gegend zu erkennen, nach der
er hinzusteuern hat. Er muß den Stand der Sonne mit dem Gange
seiner sorgfältig gearbeiteten Schiffsuhr vergleichen und ist dennoch oft
auf Meilen weit unsicher über den Ort, wo er sich augenblicklich befindet,
und solch ein Tier durchzieht die Luft mit unglaublicher Schnelligkeit,
durcheilt dies stürmische Meer hoch über den Wolken hin, die ihm
sogar den Anblick der Erde entziehen, und irrt nicht und findet seinen
Weg unmittelbar zu dem Dachgiebel, wo er vor einem halben Jahre
gehaust hat!
Hier waltet ein Instinkt ob, der um so unbegreiflicher ist, als er
weder mit der Erhaltung, noch der Fortpflanzung, noch der Er¬
nährung des Tieres in einem unmittelbaren Zusammenhange steht; denn
die Notwendigkeit, dasselbe Nest als sein alleiniges Eigentum sein ganzes
Lebenlang zu bewohnen, wo auf dem Wege viele Tausende solcher Nester
da sind, deutet auf einen Trieb des Eigentums hiu. Nur äußerst selten
findet sich ein fremder Storch in einem fremden Neste ein und wahr¬
scheinlich nur, wenn sein eignes durch Unglück oder Mutwillen während
seiner Abwesenheit zerstört worden ist; aber wenn der wirkliche Eigen¬
tümer dazu kommt, so entsteht ein Kampf zwischen den Störchen um
den Besitz, der nur mit der Flucht oder dem Tode des Eindringlings
oder dem Tode des Eigentümers endet. Man hat noch nie bemerkt,
daß der rechtliche Eigentümer geflohen sei, wenn auch der Eindringling
weit stärker war; lieber läßt er sich töten, ehe er sein Recht aufgibt.
Der Eindringling dagegen hat das Gefühl des Rechts nicht und ergreift
die Flucht, wenn er einen Besitzer findet, der ihn bewältigen kann.
Wir können bei dieser Gelegenheit eine Eigentümlichkeit, die bei
der Wandrung der Störche beobachtet worden ist, nicht unerwähnt
lassen, obwohl diese noch völlig unerklärt ist und man keinen Begriff
davon hat, was eigentlich da vorgeht.
Wenn der Winter naht und die Störche sich zur Abreise anschicken,
versammeln sich alle Störche der Gegend zu einem gemeinsamen Zuge
und treffen mit andern gleichen Zügen bald zusammen, um die Reise
gemeinschaftlich zu machen. Bevor aber der Zug ins Weite hinaus
beginnt, läßt sich die Storchgesellschaft gemeinhin auf ein Feld nieder
und schließt da einen großen Kreis, in dessen Mitte ein oder zwei
Störche bleiben. Nach vielem Klappern mit den Schnäbeln fallen die