Object: Geschichte der neueren und neuesten Zeit (Theil 3)

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Aufwiegler geschildert wurden. Als die Häupter der bourbonischen Partei 
sich beriethen, was zu thun sei, um den Guisen die Gewalt zu ent¬ 
reißen, wies der umsichtige Admiral Coligni auf den Beistand der Hu¬ 
genotten hin. Conds ging darauf ein. Er übernahm die Rolle eines 
Beschützers der gedrückten Hugenotten. Der Ehrgeiz, die Parteiungen 
der Großen boten den Anfang und den Grund zu den nachfolgenden 
Kämpfen. Der Streit um den Glauben diente anfangs nur als Mittel 
einer Partei, bis er in den blutigen Verwicklungen zur Hauptsache wurde. 
Um den König den Händen der Guisen zu entreißen, erbot sich ein 
calvinistischer Edelmann, La Renan die, den König von Blois, wo er 
das Frühjahr zuzubringen beabsichtigte, zu entführen. 500 Edelleute 
schienen zur Ausführung genügend. Der Plan war klug angelegt, er 
wurde aber den Guisen verrathen und von diesen der Hof von dem 
offenen Blois nach dem festen Amboise verlegt. Als La Renaudie, 
den Verrath nicht ahnend, auch in Amboise seinen Plan ausführen 
wollte, wurden die heranschleichenden Schaaren der Calvinisten überfal¬ 
len, nach Amboise geschleppt, dort gehenkt, die Leichen ins Wasser ge¬ 
worfen. La Renaudie fiel im Gefecht. Eifriger als zuvor wurden jetzt 
die Verfolgungen der Calvinisten betrieben. Auf einer nach Orleans 
berufenen Versammlung der Reichs stände wurde der Prinz von 
Conds gefangen genommen und der König von Navarra sorgfältig be¬ 
wacht. Eine besondere Commission leitete gegen Conds das Rechtsver¬ 
fahren wegen Hochverraths ein und sprach über ihn das Todesurtheil. 
Den Guisen genügte die Verurtheilung Conds's nicht; alle Anhänger 
der bourbonischen Prinzen sollten am Todestage Conds's fallen. Da 
starb Franz II., und sein Tod änderte die Verhältnisse. 
Karl IX. Karl IX. (1560 —1574), ein Bruder von Franz II., war zehn 
Jahre alt, als er den Thron bestieg. Er war ein Knabe von heftigem, 
jähzornigen Charakter, der Jagd so leidenschaftlich ergeben, daß er Tag 
und Nacht in den Wäldern umherschweifte, er fand ein blutdürstiges 
Wohlgefallen daran, Thiere zu todten. Später lernte er Meineid, Treu- 
bcuch und Verstellung üben. Für Karls sittliche und geistige Aus¬ 
bildung geschah nichts. Nachzudenken, den Geschäften des Staates 
ernstliche Aufmerksamkeit zu widmen, selbst Entschlüsse zu fassen, war 
nicht seine Sache; die Aufregung, in welche ihn die Dinge versetzten, 
pflegte sich in wilden Flüchen zu entladen. Statt deß Königs herrschte 
dessen Mutter, Katharina von Medici; sie wollte in der Mitte 
zwischen den zwei kämpfenden Parteien die Zügel der Regierung in der 
Hand behalten. Um die Macht der Guisen nicht noch höher steigen zu 
lassen, suchte sie dem Prinzen Conds das Leben zu erhalten. Sein 
Todesurtheil wurde vom Parlament feierlich für nichtig erklärt. Auch 
gelang es Katharina eine Aussöhnung der bourbonischen Prinzen und 
und der Guisen zu bewirken. Die letzteren lockten auch den eifrig ka¬ 
tholischen Connetable von Montmorenci auf ihre Seite. Es wurde 1561 
ein Religionsgespräch zu Poissi gehalten. Auf der einen Seite 
erschienen 52 Prälaten in dem Glanze katholischer Priester, auf der an¬ 
deren arme hugenottische Prädikanten, welche sich mit einer ihnen gege¬ 
benen Sicherheitswacpe eingefunden hatten. Wie alle ähnliche Versuche 
blieb auch dieses Religionsgespräch ohne Erfolg. Durch glänzende Ver-
	        
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