36 istfi !§?(> isfr istfi isfr istp isip
seines Inhalts innig bewußt zu werden. Er opfert hierbei von dem
Fremden das Zufällige, Äußerliche, ihm Unverständliche und gleicht
diesen Verlust dadurch aus, daß er von seinem eignen, zufälligen
Wesen soviel darein gibt, als nötig ist, den fremden Gegenstand klar
und unentstellt zu sehen. Mit diesen natürlichen Bestrebungen nähert
er sich in seiner Darstellung der fremdartigen Abenteuer der An¬
schauung ihrer rein menschlichen Beweggründe. So wird von Deutschen
„Parzival" und „Tristan" wiedergedichtet. Während die Urschriften heute
zu Seltsamkeiten von nur literar-geschichtlicher Bedeutung geworden sind,
erkennen wir in der deutschen Nachdichtung poetische Werke von unver¬
gänglichem Wert. — In demselben Geiste trägt der Deutsche bürger¬
liche Einrichtungen des Auslandes auf die Heimat über, Im Schutze
der Burg erweitert sich die Stadt der Bürger: die blühende Stadt
reißt aber die Burg nicht nieder: die „Freie Stadt" huldigt dem Fürsten;
der gewerbtätige Bürger schmückt das Schloß des Stammherrn. Der
Deutsche ist konservativ; sein Reichtum gestaltet sich ans dem Eignen
aller Zeiten; er spart und weiß alles Alte zu verwenden. Ihm liegt
am Erhalten mehr als am Gewinnen; das gewonnene Neue hat ihm
nur dann Wert, wenn es zum Schmuck des Alten dient. Er begehrt
nichts von außen; aber er will im Innern unbehindert sein. Er' er-
obert nicht, aber er läßt sich auch nicht angreifen. — Mit der Religion
nimmt er es ernst. Unter Religionsfreiheit versteht er nichts andres
als das Recht, mit dem Heiligsten es ernst und redlich meinen zu
dürfen. Hier wird er empfindlich und disputiert mit der unklaren
Leidenschaftlichkeit des aufgestachelten Freundes der Ruhe und Bequem¬
lichkeit. Die Politik mischt sich hinein: Deutschland soll eine spanische
Monarchie, das freie Reich unterdrückt, seine Fürsten sollen zu bloßen
vornehmen Höflingen gemacht werden. Kein Volk hat sich gegen die
Eingriffe in seine innere Freiheit, sein eignes Wesen gewehrt wie die
Deutschen: mit nichts ist die Hartnäckigkeit zu vergleichen, mit der der
Deutsche seine völlige Vernichtung der Fügsamkeit unter ihm fremde Zu¬
mutungen vorzog. Dies ist wichtig; der Ausgang des Dreißigjährigen
Krieges vernichtete das deutsche Volk: daß ein deutsches Volk wieder¬
erstehn konnte, verdankt es aber doch einzig eben diesem Ausgange.
Das Volk war vernichtet; aber der deutsche Geist hatte bestanden.
Es ist das Wesen des Geistes, den man in einzelnen hochbegabten
Menschen „Genie" nennt, sich auf den weltlichen Vorteil nicht zu
verstehn. Was bei andern Völkern endlich zur Übereinkunft, zur
praktischen Sicherung des Vorteils durch Fügsamkeit führte, das konnte
den Deutschen nicht bestimmen: zur Zeit, als Richelieu die Franzosen