lehnt, die Lippen bewegend, aber ohne einen Laut von sich zu geben,
spannte er die Arme weit aus und streckte seine Brust der Hellebarde
entgegen, mit der ihn, grade in die Mitte treffend, Devereux erstach.
Man wickelte die Leiche in ein rotes Tuch und fuhr sie in die Burg
zu den übrigen Entleibten.
Wallenstein hatte, wie Oxenstierna von ihm sagt, mehr unter¬
nommen, als er ausführen konnte. Der Idee der kaiserlichen Gewalt
und der Macht des Hauses Österreich mußte er erliegen, sowie sie sich
gegen ihn kehrten. Leopold von Ranke.
20. Charakteristik Sultciv Adolfs.
(Gekürzt.)
JdjlpUd) für uns liegt in der Gestalt Gustav Adolfs noch viel von
dem hellen Glanze, der ihn vor den Augen der Mitlebenden
so sehr von allen Feldherren und Fürsten unterschied. Es sind nicht
seine Siege, nicht sein ritterlicher Tod, auch nicht der Umstand, daß
er wie eine letzte Hilfe dem hoffnungsarmen Volkstum erschien, was
ihn zu einer einzigen Gestalt in dem langen Kampfe machte. Es war
der Zauber einer großen Persönlichkeit, die fest geschlossen, sicher, wie
unfehlbar über die blutigen Kampffelder dahinritt, von Kopf zu Fuß
Konsequenz, Entschlossenheit, markige Tatkraft. Und sieht man näher
zu, so erstaunt man, welch starke Gegensätze sich in diesem Charakter
zu bewundernswerter Einheit banden. Kein Feldherr war systematischer,
planvoller, größer im methodischen Kriege. Zucht im Heere, Ordnung
in der Verpflegung, sichre Grundlagen und Rückzugslinien für jede stra¬
tegische Handlung, das waren die Fordrungen, die er bei seiner Ankunft
auch an die deutsche Kriegführung stellte. Auch ihn, den starken Kriegs¬
fürsten, drängte eine unwiderstehliche Notwendigkeit von seiner guten
Methode ab, aber unaufhörlich stemmte er die ganze Kraft seines Wesens
wider den wilden Flibustierkrieg, der um ihn raste. Und doch den¬
selben regelmäßigen Mann trieb still im Innersten ein tollkühner Mut
zu dem Gewagtesten; auch in der Schlacht war sein Wesen wunderbar
gehoben wie bei einem edeln Kampfroß. Dann leuchtete es wie ein
Wetter in seinen Augen, höher war seine Gestalt, ein Lächeln auf
seinem Antlitz. Und wieder, wie wundervoll ist in ihm, dem Menschen,
die innige Verbindung von offner Biederkeit und von schlauer Politik,
von aufrichtiger Frömmigkeit und von sehr irdischer Klugheit, von
hochsinnigem Opfermut und von rücksichtslosem Ehrgeiz, von herzlicher
Menschlichkeit und erbarmungsloser Strenge! Und alles dies wird ver¬