Full text: [Siebenter Teil = 3. Klasse, [Schülerband]] (Siebenter Teil = 3. Klasse, [Schülerband])

eigenes Kind, indem sie das Wasser beauftragt, die Berge zu zerreißen 
und sie ins Meer zu schleppen, bis es keine Erhöhung mehr zu vernichten 
gibt. Sie hat dies ihr Kind überhaupt schon sehr seltsam behandelt, wie 
die Steine erzählen. Die großen Blöcke, die im Flachland liegen, woher 
kamen sie? Der Teufel hat sie sicherlich nicht hingeworfen und ebenso¬ 
wenig ein ungeschlachter Riese. Ihre Art weist die Blöcke nach Skandi¬ 
navien; ihre Beschaffenheit sagt, daß sie die Reise auf Eis gemacht haben. 
Die sogenannten Gletscherspuren sagen das aus. Und nun erzählen diese 
Steine und ihre Mitzeugen, daß einst ganz Nordeuropa vom Polarkreise 
an bis an den Harz, das Riesengebirge, den Ural vergletschert war, daß 
große Steine von Schweden bis nach Schlesien wanderten, und zwar in 
dem Eise, das das ganze Land bedeckte und allmählich abschmolz. Die 
Sonne zerteilte das Eis, die Steine blieben liegen und reden von 
ihrer Fahrt. 
Wie es kam, daß die Sonne die Erde so weit einfrieren ließ, darüber 
sind die Forscher sich noch nicht einig; daß sie jedoch schuld an der Ver¬ 
eisung war, dürfte kaum einem Zweifel unterliegen. Die Gletscherent¬ 
saltung ist immer der Ausdruck eines strengen Klimas; das ersieht man 
an dem Vorrücken der Alpengletscher in den Jahren sinkender Temperatur. 
In Zeiten strengen Klimas aber übt der Frost eine außerordentlich starke 
zerstörende Wirkung auf die Obersiäche des Landes aus; er lockert das 
Gefüge der Felsen und schüttet Trümmer in den Lauf der Gewässer. 
Nach der Eiszeit, als die Sonne wieder Wärme spendete, hatte das Antlitz 
der Erde ein anderes Aussehen, ein zerrisseneres und verwüsteteres als 
vor dem Einfrieren, dessen Spuren nicht nur in Europa, sondern auch in 
Nordamerika zweifellos nachgewiesen worden sind, und zwar durch die 
steinernen Zeugnisse eines dreimaligen Vereisens. Die letzte Eiszeit schloß 
in Europa bereits Menschen in ihre kalten Arme. 
Nach dem Abtauen, das immerhin etliche Jahrhunderte in Anspruch 
genommen haben mag, lächelte die Sonne wieder milderen Zeiten. Die 
Berge bewaldeten sich, die Ebenen grünten, der Mensch siedelte sich an, 
wo es ihm gut schien, Hütten zu bauen, und als dem Pfahlbauern die 
Familie über den Kopf wuchs, ließ er seine Söhne und Enkel ziehen, den 
Kampf mit den Bären aufzunehmen und dem Acker Brot abzugewinnen. 
Da entstanden allmählich Kulturmenschen, zu denen Wissen und Weisheit 
von fernen Gegenden kam, und es wurde viel Volks, und jeder strebte 
für sein Bestes, wie ihn gut dünkte. 
Bäume waren die Hülle und die Fülle gewachsen; sie abzuholzen 
schien denen, die Holz gebrauchten, eine rechtliche Sache. Es ist aber 
keine gute Sache, das Abholzen ohne Bedacht. Im Waldgebiet bildet der 
Regen keine Rinnsale und Wasserläufe; wo aber der Pflanzenwuchs sinn¬ 
los zerstört wird, da spült der Regen die Krume h-inweg, bis er den Felsen 
bloßgelegt hat, und bildet Schluchten und Täler, in denen das Wasser zu
	        
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