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Und wenn nun diese charaktervolle Heimat aufs neue in uns lebendig
würde, uns ans Herz wüchse, daß wir ihre Art lieben müßten, aus dem
tiefsten Verständnisse heraus, ob nicht ihre Eigenart die der Menschen
zu wecken vermöchte?
Ich denke mir, je fester und bewußter ein Mensch in seiner Heimat
wurzelt, je beziehungsreicher sein Leben zu ihr ist, desto ursprünglicher
und lebendiger wird auch sein Denken und Empfinden sein.
H. Scharrelmann. (Weg zur Kraft.)
3. Die Schönheit der Datur♦
reuet euch der schönen Erde;
j Y Denn sie ist wohl wert der Freud',
^ O was hat für Herrlichkeiten
Unser Gott da ausgestreut!
Und doch ist sie seiner Füße
Reich geschmückter Schemel nur,
Ist nur eine schön begabte,
Wunderreiche Kreatur.
Freuet euch an Mond und Sonne
Und den Sternen allzumal,
Wie sie wandeln, wie sie leuchten
Über unserm Erdental.
Und doch sind sie nur Geschöpfe
Von des höchsten Gottes Hand,
Hingesä't ans seines Thrones
Weites, glänzendes Gewand.
Wenn am Schemel seiner Füße
Und am Thron schon solcher Schein,
O was muß an seinem Herzen
Erst für Glanz und Wonne sein!
Carl Johann Philipp Spitta. (Psalter u. Harfe.)
4. Bin Bild aus dem Dreißigjährigen Kriege,
Gesang in der Salvatoriskirche zu Zellerfeld war verstummt, der
AJ Pastor Cuppius hatte die Kanzel betreten, und die Gemeinde lauschte
andächtig den Worten des beliebten Predigers. Heute mußte er seine
Stimme niächtiger erheben, denn Pferdegetrappel, Wagengeklirr, Geschrei
drang vom nahen Marktplatze und von den die Kirche begrenzenden Straßen
lauter als gewöhnlich herein. Plötzlich aber ertönte die Sturmglocke auf
dem Rathause, die Kirchtüren wurden aufgerissen, und die Bürger stürzten