Full text: [Band 2, [Schülerband]] (Band 2, [Schülerband])

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es noch einmal wiederholen mit lateinischen Worten; aber ich schwitzte 
sehr und war mir des Getümmels halben und weil ich gar unter 
den Fiirsten stand, sehr heiß. Doch sagte Herr Friedrich von Thu- 
nau: Könnet ihr cs nicht thun, so ist's genug, Herr Doctor. Aber 
ich wiederholte alle meine Worte lateinisch; das gefiel Herzog Fried- 5. 
rich, dem Kurfürsten, überaus wohl. 
Dieses alles that Luther aufs alleruuterthünigste und demüthigste, 
schrie dabei auch nicht sehr, noch heftig, sondern redete fein sittig, 
züchtig und überaus bescheiden, doch mit großer Freudigkeit und 
Beständigkeit. Weil aber nun der Trierische Official strafend einfiel, 10. 
und eine runde, richtige Antwort verlangte, ob er widerrufen wolle 
oder nicht, so sagte Luther: Weil denn Kaiserliche Maj. Kur- und 
Fürstl. Gnaden eine schlechte, einfältige, richtige Antwort begehren, 
so will ich die geben, so weder Hörner noch Zähne haben soll, 
nämlich also: es sei denn, daß ich mit Zeugnissen der heil. Schrift, 15. 
oder mit öffentlichen, klaren und hellen Gründen und Ursachen über¬ 
wunden und überwiesen werde (denn ich glaube weder dem Papst, 
noch den Concilien alleine nicht, weil es am Tage und offenbar 
ist/daß sie oft geirrt haben, und ihnen selbst widersprechend gewesen 
sind) und ich also mit den Sprüchen, so von mir angezogen und 20. 
angeführt sind, überzeuget und mein Gewissen in Gottes Wort ge¬ 
fangen ist, so kann und will ich nichts widerrufen, weil weder sicher 
noch gerathen ist, etwas wider das Gewissen zu thun. Hie stehe ich, 
ich kann nicht anders, Gott helfe mir, Amen. 
129. Nikolaus Zriny in Szigeth.* (1566.) 25. 
Auf diese ewig große That (die Vertheidigung der Insel Malta 
durch den Großmeister Johann de Ict Valette gegen Soliman) folgte 
nach geringem Zwischenraum eine nicht minder glänzende, die, so 
klein auch der Punkt war, um den sie sich drehte, doch vielleicht 
von größerm Gewicht als alle übrigen Ereignisse während dieser 30. 
Epoche sich bewährte. Denn an ihr brach die Kraft des siegergrauten 
Solimans, und Deutschland und Ungarn haben vielleicht es bis 
auf diese Stunde dem Nikolaus Zriny und einem kleinen Haufen 
Ungarn zu verdanken, daß es, wenn auch gerade nicht in die blei¬ 
bende Knechtschaft der Barbaren aus Asien gerieth, doch von den 35. 
Verwüstungen des gräßlichsten aller Kriege verschont blieb. 
Noch im Jahre 1565 hatte der Großherr Truppen ins Bosni¬ 
sche geschickt. Der Magnat Erdödi von Ungarn war mit 45,000 
Mann denselben entgegen gezogen, und hatte der dreißigmal stärkeren 
Heeresmacht eine Niederlage beigebracht. Große Dienste leistete auch 40. 
Lazarus Schwendi, Befehlshaber von deutschen Völkern. Darauf 
folgten Unterhandlungen. Die Siebenbürgen und Osmanen kehrten 
in ihre Grenzlager zurück. Schon träumte man vom langen Frie¬ 
den. Da trieb den Großherrn, der das Schwinden seiner Körperkräfte 
* Ernst (v.) Münch.
	        
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