301
es noch einmal wiederholen mit lateinischen Worten; aber ich schwitzte
sehr und war mir des Getümmels halben und weil ich gar unter
den Fiirsten stand, sehr heiß. Doch sagte Herr Friedrich von Thu-
nau: Könnet ihr cs nicht thun, so ist's genug, Herr Doctor. Aber
ich wiederholte alle meine Worte lateinisch; das gefiel Herzog Fried- 5.
rich, dem Kurfürsten, überaus wohl.
Dieses alles that Luther aufs alleruuterthünigste und demüthigste,
schrie dabei auch nicht sehr, noch heftig, sondern redete fein sittig,
züchtig und überaus bescheiden, doch mit großer Freudigkeit und
Beständigkeit. Weil aber nun der Trierische Official strafend einfiel, 10.
und eine runde, richtige Antwort verlangte, ob er widerrufen wolle
oder nicht, so sagte Luther: Weil denn Kaiserliche Maj. Kur- und
Fürstl. Gnaden eine schlechte, einfältige, richtige Antwort begehren,
so will ich die geben, so weder Hörner noch Zähne haben soll,
nämlich also: es sei denn, daß ich mit Zeugnissen der heil. Schrift, 15.
oder mit öffentlichen, klaren und hellen Gründen und Ursachen über¬
wunden und überwiesen werde (denn ich glaube weder dem Papst,
noch den Concilien alleine nicht, weil es am Tage und offenbar
ist/daß sie oft geirrt haben, und ihnen selbst widersprechend gewesen
sind) und ich also mit den Sprüchen, so von mir angezogen und 20.
angeführt sind, überzeuget und mein Gewissen in Gottes Wort ge¬
fangen ist, so kann und will ich nichts widerrufen, weil weder sicher
noch gerathen ist, etwas wider das Gewissen zu thun. Hie stehe ich,
ich kann nicht anders, Gott helfe mir, Amen.
129. Nikolaus Zriny in Szigeth.* (1566.) 25.
Auf diese ewig große That (die Vertheidigung der Insel Malta
durch den Großmeister Johann de Ict Valette gegen Soliman) folgte
nach geringem Zwischenraum eine nicht minder glänzende, die, so
klein auch der Punkt war, um den sie sich drehte, doch vielleicht
von größerm Gewicht als alle übrigen Ereignisse während dieser 30.
Epoche sich bewährte. Denn an ihr brach die Kraft des siegergrauten
Solimans, und Deutschland und Ungarn haben vielleicht es bis
auf diese Stunde dem Nikolaus Zriny und einem kleinen Haufen
Ungarn zu verdanken, daß es, wenn auch gerade nicht in die blei¬
bende Knechtschaft der Barbaren aus Asien gerieth, doch von den 35.
Verwüstungen des gräßlichsten aller Kriege verschont blieb.
Noch im Jahre 1565 hatte der Großherr Truppen ins Bosni¬
sche geschickt. Der Magnat Erdödi von Ungarn war mit 45,000
Mann denselben entgegen gezogen, und hatte der dreißigmal stärkeren
Heeresmacht eine Niederlage beigebracht. Große Dienste leistete auch 40.
Lazarus Schwendi, Befehlshaber von deutschen Völkern. Darauf
folgten Unterhandlungen. Die Siebenbürgen und Osmanen kehrten
in ihre Grenzlager zurück. Schon träumte man vom langen Frie¬
den. Da trieb den Großherrn, der das Schwinden seiner Körperkräfte
* Ernst (v.) Münch.