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Reihe. In einigen Zimmern entschlossen wir uns der Billigkeit wegen
zu dem im Lande allgemein üblichen Lehmfußboden. In Eimern wurde
von den Weibern der Lehmbrei hereingetragen. Er mußte vierzehn
Tage lang unbetreten und unangerührt trocknen. Dann mußte er fest¬
gestampft oder festgetrampelt werden. Wieder mußten die Weiber heran.
Mein Mann setzte sich in die Mitte des Zimmers und spielte ihnen auf
der Ziehharmonika einen flotten Tanz. Sofort singen sie an, in ihren
Tanzbewegungen im Kreise herum auf und ab zu trampeln, und je wilder
die Musik war, desto wilder wurde auch das Getrampel. An zwei Bor¬
mittagen wurden diese Übungen fortgesetzt, und dann hatten wir einen
tadellos festen Fußboden. Nachdem der Lehm ganz trocken war, wurde
tüchtig ungebleichtes Leinöl darüber gegossen, das einzog und trocknete;
dann war der Fußboden fertig.
Auf die Veranda verwendeten wir besondere Sorgfalt, denn sie
sollte doch sozusagen als Wohnzimmer dienen.
Sie ward sehr geräumig und hoch erbaut und erhielt einen aus
Felssteinen gepflasterten Fußboden. Inwendig malte mein Mann sie
hellblau aus und verzierte sie mit allerlei Blumenornamenten.
Wir verbrachten in ihr den größten Teil des Tages; dort nahmen
wir alle Mahlzeiten ein und saßen oft beim Lampenschein bis zum frühen
Morgen. Um das Haus äußerlich ein wenig zu verschönern, bauten
wir das Verandadach in Giebelform, und mein Mann bemalte es. Aus
die eine Ecke der Längsseite kam ein Pegasus, die geistige Kraft, aus
die andere eine Zentaur, die physische Stärke. Mit beiden ausgerüstet,
gedachten wir den Kampf mit dem unwirtlichen Lande aufzunehmen.
In der Küche hatten wir einen bescheidenen kleinen Kochherd, der
mit Holz geheizt wurde und brav seine Pflicht tat. Manch schwere
Stunde habe ich an ihm verbracht. Aber mit der Zeit lernt man
sogar kochen.
Mit dem Backen stand ich sehr bald nicht mehr auf dem Kriegsfuße;
es macht mir Spaß, und mein Mann hatte, um mich zu erfreuen, im
Hofe einen allerliebsten Backofen gemauert. Er war natürlich höchst
einfach, aber das Brot geriet. Der Herd wurde voll Holz gepackt und
dieses dann angesteckt. War es zur Asche verglüht, dann kratzte sie einer
der Diener heraus, wischte mit einem eigens zu dem Zwecke gehaltenen
nassen Scheuerlappen den Ofen gut aus und schob die Brotpfannen, mit
dem Teig gefüllt, hinein. Eine Tür gab es nicht. Vor die Öffnung
stellten wir eine Wellblechplatte, und vor diese dicke Steine, damit sie
nicht umfallen konnte. Auf den kleinen Schornstein kam ein alter Topf¬
deckel, mit einem Backstein beschwert, um die Hitze darin zu halten.
Im Hause war es sehr gemütlich. Alles neu und behaglich, eigen¬
händig und mit Sorgfalt und Liebe eingerichtet. Das Eßzimmer war
unser besonderer Stolz. In der einen Ecke hatte mein Mann einen