Full text: [Teil 6 = Klasse 4, [Schülerband]] (Teil 6 = Klasse 4, [Schülerband])

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Reihe. In einigen Zimmern entschlossen wir uns der Billigkeit wegen 
zu dem im Lande allgemein üblichen Lehmfußboden. In Eimern wurde 
von den Weibern der Lehmbrei hereingetragen. Er mußte vierzehn 
Tage lang unbetreten und unangerührt trocknen. Dann mußte er fest¬ 
gestampft oder festgetrampelt werden. Wieder mußten die Weiber heran. 
Mein Mann setzte sich in die Mitte des Zimmers und spielte ihnen auf 
der Ziehharmonika einen flotten Tanz. Sofort singen sie an, in ihren 
Tanzbewegungen im Kreise herum auf und ab zu trampeln, und je wilder 
die Musik war, desto wilder wurde auch das Getrampel. An zwei Bor¬ 
mittagen wurden diese Übungen fortgesetzt, und dann hatten wir einen 
tadellos festen Fußboden. Nachdem der Lehm ganz trocken war, wurde 
tüchtig ungebleichtes Leinöl darüber gegossen, das einzog und trocknete; 
dann war der Fußboden fertig. 
Auf die Veranda verwendeten wir besondere Sorgfalt, denn sie 
sollte doch sozusagen als Wohnzimmer dienen. 
Sie ward sehr geräumig und hoch erbaut und erhielt einen aus 
Felssteinen gepflasterten Fußboden. Inwendig malte mein Mann sie 
hellblau aus und verzierte sie mit allerlei Blumenornamenten. 
Wir verbrachten in ihr den größten Teil des Tages; dort nahmen 
wir alle Mahlzeiten ein und saßen oft beim Lampenschein bis zum frühen 
Morgen. Um das Haus äußerlich ein wenig zu verschönern, bauten 
wir das Verandadach in Giebelform, und mein Mann bemalte es. Aus 
die eine Ecke der Längsseite kam ein Pegasus, die geistige Kraft, aus 
die andere eine Zentaur, die physische Stärke. Mit beiden ausgerüstet, 
gedachten wir den Kampf mit dem unwirtlichen Lande aufzunehmen. 
In der Küche hatten wir einen bescheidenen kleinen Kochherd, der 
mit Holz geheizt wurde und brav seine Pflicht tat. Manch schwere 
Stunde habe ich an ihm verbracht. Aber mit der Zeit lernt man 
sogar kochen. 
Mit dem Backen stand ich sehr bald nicht mehr auf dem Kriegsfuße; 
es macht mir Spaß, und mein Mann hatte, um mich zu erfreuen, im 
Hofe einen allerliebsten Backofen gemauert. Er war natürlich höchst 
einfach, aber das Brot geriet. Der Herd wurde voll Holz gepackt und 
dieses dann angesteckt. War es zur Asche verglüht, dann kratzte sie einer 
der Diener heraus, wischte mit einem eigens zu dem Zwecke gehaltenen 
nassen Scheuerlappen den Ofen gut aus und schob die Brotpfannen, mit 
dem Teig gefüllt, hinein. Eine Tür gab es nicht. Vor die Öffnung 
stellten wir eine Wellblechplatte, und vor diese dicke Steine, damit sie 
nicht umfallen konnte. Auf den kleinen Schornstein kam ein alter Topf¬ 
deckel, mit einem Backstein beschwert, um die Hitze darin zu halten. 
Im Hause war es sehr gemütlich. Alles neu und behaglich, eigen¬ 
händig und mit Sorgfalt und Liebe eingerichtet. Das Eßzimmer war 
unser besonderer Stolz. In der einen Ecke hatte mein Mann einen
	        
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