Full text: [Theil 7, [Schülerband]] (Theil 7, [Schülerband])

98 
bald sichtbar in Form kleiner Bläschen als Nebel oder Wolken, 
bald unsichtbar in Dunstform. Neben dem Wasser enthält die 
Luft auch eine kleine Menge eines anderen gasförmigen und des¬ 
halb für das Auge nicht wahrnehmbaren Stoffes, nämlich Kohlen¬ 
säure. Dieselbe bildet sich überall da, wo Menschen und Thiere 
athmen, indem sich der in der Atmosphäre vorhandene Sauerstoff 
mit den unreinen Theilen des Blutes verbindet; ferner da, wo 
Holz oder Kohlen verbrennen, und wo sich gährende oder faulende 
Dinge befinden. Aus der Luft saugen die Pflanzen mit ihren 
Blättern und übrigen grünen Theilen Kohlensäure in sich ein, 
deren Kohlenstoff sie sich einverleiben. Daß sie wirklich eine große 
Menge des letzteren enthalten, ersieht man daraus, daß man Holz, 
Blätter, Früchte u. s. w. durch Anwendung eines gewissen Hitze¬ 
grades verkohlen kann. Im allgemeinen ziehen die Pflanzen mit 
größeren Blättern mehr Nahrung aus der Luft als Pflanzen, 
welche kleinere Blätter haben, so z. B. der Klee mehr als Roggen 
und Gerste. 
Wenn man bedenkt, daß aus einem ganz kleinen Samenkorn 
nach und nach ein mächtiger Baum entstehen kann, so mag man 
billig erstaunt sein über die wunderbare Lebenskraft, welche der 
Schöpfer in den winzigen Samen gelegt hat. Aus einem Runkel¬ 
rübensamen kann in 6 bis 8 Wochen eine Rübe werden, welche 
sechs Pfund, d. h. anderthalb Millionen mal so schwer ist, als das 
ursprüngliche Gewicht beträgt. Soviel hat das Gewächs in dieser 
kurzen Zeit an Nahrung aus dem Erdboden und der Luft in sich 
aufgenommen. 
Und nun merket noch: der zweite Bestandtheil jener für das 
Wachsthum der Pflanzen unentbehrlichen Kohlensäure, der Sauer¬ 
stoff, wird unter dem Einflüsse des Sonnenlichts von den Blättern 
wieder ausgeathmet, und es wird somit der Atmosphäre zurück¬ 
gegeben, was Menschen und Thiere zu ihrem Leben nothwendig 
gebrauchen. So sorgen die Thiere für die Pflanzen durch Berei¬ 
tung der Kohlensäure, und die Pflanzen wieder für die Thiere 
durch deren Zersetzung und durch Ausscheidung der Lebenslust. 
Ist dieser innige Zusammenhang zwischen dem Thier- und Pflanzen¬ 
leben nicht eine wundervolle Einrichtung des allweisen Schöpfers? 
Zeitschr. »Natur." 
54. Ein Brief über einen Regen. 
Lieber Vetter! 
Hierniit füge ich Dir zu wissen, daß uns unser Herrgott nach 
langem Warten heute mit einem gnädigen Regen heimsucht. Seit 
einer Stunde regnet es in hellen Güssen und jetzt noch immerfort,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.