Full text: [Theil 7, [Schülerband]] (Theil 7, [Schülerband])

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daß das Land dampft. Ich bin schon zehnmal in den Garten ge¬ 
laufen, zu sehen, wie alles sich in die Höhe gerichtet hat und frisch 
und fröhlich steht, und möchte es immer wieder aufs neue thun, 
möchte sogar, wie in meinen jungen Jahren, vor Freuden meinen 
Rock ausziehen und mich beregnen lassen, wenn's für meinen grauen 
Kopf noch paßte. Denn was soll ich nun in der Stube anfangen? 
Den 103. Psalm habe ich schon durch; aber es regnet immer noch 
fort! — Ich weiß nichts anderes, als ich setze mich hin und 
schreibe einen Brief an Dich, damit ich nur meine Freude so etwas 
ausweiten kann. 
Ihr Städter wißt eigentlich gar nicht, was ein Regen ist. 
Wenn bei Euch unser Herrgott seinen Brunnen aufschließt, so 
spannt Ihr den Paraplü auf, daß Euch kein Tropfen an den 
Leib kommt, und geht wie die Nürnberger drunter weg. Dazu 
läust's von Eurem Steinpflaster so rasch ab, als es gekommen ist, 
und nach ein paar Stunden sieht kein Mensch mehr, daß unser 
Herrgott dagewesen ist. Was läßt denn die Erde bei Euch für 
allerlei grünes Kraut aufgehen? Höchstens habt Ihr eine halbe 
Mandel Blumentöpfe im Fensterbrett, und die nehmt Ihr wohl gar 
noch bei einem Regen herein und meßt ihnen ihr Deputat mit der 
Gießkanne zu. 
Das ist bei uns anders. Da habe ich mich eben noch einmal 
in den Garten gemacht und mit meiner Feldhacke in den Gurken¬ 
beeten gescharrt, wie tief der Regen schon gedrungen sei; und es 
geht bereits über Hand und Daumen hoch durch und regnet immer 
noch! Vetter, es ist doch noch was ganz anderes, wenn unser 
Herrgott die Gießkanne nimmt! Einmal geregnet ist besser, als 
zehnmal gegossen, sagt eine alte Bauernregel; denn beim Regen 
kriegt jedes Hälmchen und Gläschen auf meilenweit in der 
Runde sein Theil so gut mit zugemessen, wie die Levkojen und der 
Goldlack auf dem Paradebeete mitten im Garten. Und wenn ich 
dann bei meinen Bohnen oder Kartoffeln stehe, so kann ich nicht 
wegkommen; erst muß ich zusehen, wie alles mit einemmale so 
frisch und dunkelgrün wird, was vor wenigen Stunden noch ganz 
verschmachtet an der Erde lag, und wie der Regen auf die vollen, 
straffen Blätter niederrauscht. 
Hei, wie das jetzt wieder anhebt! — Nun, morgen muß ich 
durchs Feld. Bin neugierig, was meine Kohlpflanzen dazu sagen, 
und ob's dem Weizen nicht zu viel geworden ist! 
Jetzt läßt's nach. Gott sei Lob und Dank für alle seine 
Gnade! Wenn's nur allerwegen hingekommen ist! Hab' ich doch 
gehört, daß in einigen Gegenden das Korn wegen der Dürre recht 
verkommen sein soll. Sollte mir von Herzen leid thun; doch ist's 
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