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Die Kraft des Herrn weht durch die Lande
Wie Jugendhauch, o laßt sie ein!
Zerreißt wie Simson eure Bande,
Und wie die Adler sollt ihr sein!
Wacht auf, ihr Geister, deren Sehnen
Gebrochen an den Gräbern steht,
Ihr trüben Augen, die vor Thränen
Ihr nicht des Frühlings Blüten seht!
Ihr Grübler, die ihr fern verloren
Traumwandelnd irrt auf wüster Bahn!
Wacht auf! Die Welt ist neugeboren.
Hier ist ein Wunder, nehmt es an!
Ihr sollt euch all des Heiles freuen,
Das über euch ergossen ward!
Es ist ein inniges Erneuen
Im Bild des Frühlings offenbart.
Was dürr war, grünt im Wehn der Lüste,
Jung wird das Alte fern und nah.
Der Odem Gottes sprengt die Grüfte. —
Wach auf! der Ostertag ist da.
27. An die Konfirmanden.
Seid eingedenk! o theure Kinderschar,
Vergeßt die Stunde nicht,
Wo ihr gekniet am festlichen Altar
Im heil'gen Morgenlicht,
Wo fromm geneigt mit glüh'nden Wangen
Den Segen ihr aufs Haupt empfangen;
Seid eingedenk!
Seid eingedenk! ein gut Bekenntnis klang
Aus eurem Kindermund;
Gott hat's gehört; o stehet lebenslang
Auf diesem Felsengrund!
Was ihr in göttlich schönen Stunden
So laut bezeugt, so tief empfunden —
Seid eingedenk!
Seid eingedenk, wie euch der gute Hirt
So treu bei Namen rief,
Daß keins hinfort, aus seiner Hut verirrt,
Zur Wüste sich verlief.