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und wenn ich nicht mehr zuweilen einem Armen einen Groschen
geben kaun, so lasse mich das Schicksal nicht lange mehr leben!
Seume.
38. Gewitter.
Ihr Kinder, kommt herein vom Spiel,
Die Lüfte wehn so dumpf und schwül,
Die Wolken stehn so schwarz zuhauf,
Ein schwer Gewitter zieht herauf:
Behüt uns Gott in Gnaden!
Schauet, schon kommen die Winde geflogen,
Himmelan wirbelt erstickender Staub,
Pappeln erbrausen, vom Sturme gebogen,
Silbern erzittert das rauschende Laub,
Dampfend noch in die geöffnete Scheuer
Ziehen die Rosse das duftende Heu,
Und in dem Neste am Giebelgemäuer
Duckt sich das Vöglein schweigend und scheu.
Ihr Kinder, duckt euch nicht so scheu,
Seid unverzagt, kommt all herbei,
Ein treues Vaterauge wacht
Auch über schwarzer Wolkennacht —
Behüt uns Gott in Gnaden!
Sehet, wie schaurig die Lüfte sich schwärzen,
Mittag verkehrt sich in dämmernde Nacht;
Stille wirds draußen, es klopfen die Herzen,
Mächtige Tropfen schon melden sich sacht:
Plötzlich ein Blitz, der mit feuriger Lohe
Blendet das Aug' und erhellt das Gemach,
Und durch das Himmelsgewölbe, das hohe,
Rollet der Donner mit dumpfem Gekrach.
Ihr Kinder, fleht zum starken Gott:
Erbarme dich, Herr Zebaoth,
In Donnerhall und Blitzesschein
Vertrauen dir die Kindlein dein,
Behüt uns Gott in Gnaden!
Habt ihr die feurige Schlange gesehen?
Hört ihr den plötzlich schmetternden Streich?
Ist in der Stadt wo ein Unglück geschehen?
Wimmert vom Turme das Glöcklein sogleich?
Nein, es ist stille; — auf feurigem Wagen
Fuhr uns im Wetter Jehovah vorbei;