Full text: [Band 3 = Oberstufe, [Schülerband]] (Band 3 = Oberstufe, [Schülerband])

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die Taue, und als Wracke liegen die Fahrzeuge im Nu zertrümmert auf dem 
Strande oder sinken, an den Felsen zerschellt, in die Tiefe. Die Gebäude, welche 
der Sturm auf seinem Wege antrifft, stürzen großenteils ein oder werden über 
ihre Fundamente weggeschleift; die Dachbedeckungen fliegen hoch durch die Luft. 
Einzeln stehende Bäume werden zerknickt oder samt ihrer Wurzel aus der Erde 
gehoben und fortgeschleudert; ganze Wälder brechen in der halben Höhe durch, 
als beständen sie aus einem Stück, und Wolken von Laubwerk und Zweigen 
wirbeln in der Atmosphäre. Die Plantagen von Zuckerrohr, Tabak, Reis, 
Kaffee fallen einer trostlosen Verwüstung anheim; selbst das Gras wird ent¬ 
wurzelt und fortgefegt. 
Zur wilden Aufregung der Luft und den strömenden Regengüssen gesellen 
sich die namenlosen Schrecken der elektrischen Erscheinungen. Wann existierte je 
in Europa ein Gewitter gleich diesen? Die Blitze fallen in so dichten Garben, 
daß man vermeint, Feuerkaskaden vor sich zu sehen. Die Wolken leuchten ohne 
Unterbrechung; selbst die Regentropfen sind manchmal dernmßen mit Elektrizität 
beladen, daß sie ein selbständiges Licht ausstrahlen; alle Bäume eines Waldes 
auf der Insel St. Vincent wurden bei Gelegenheit eines solchen Zyklons durch 
eine einzige Massenentladung der Elektrizität gleichzeitig abgeschält und ihrer 
Rinde beraubt. 
Die größte Wut der Orkane trifft die Ufergegenden der Inseln und des 
festen Landes, denn dort hat sie sich durch die Widerstände des Bodens noch 
nicht geschwächt. Auch verschlingt hier das tosende Element die größte Zahl von 
Menschenleben; hier liegen ja in den Häfen die meisten Schiffe beieinander; hier 
erheben sich die einzigen Städte; hier ergießen sich, durch die Wirbel angestaut, 
die gefräßigen Meereswogen über die niedrigen, angebauten Ländereien. Seit 
Kolumbus, dem ersten Europäer, welcher die Schrecken eines westindischen Dreh¬ 
sturmes sah, sind Tausende von Fahrzeugen, großen und kleinen, in jenen Ge¬ 
wässern den Zyklonen zum Opfer gefallen. Inmitten der offenen See laufen 
die Schiffe weniger Gefahr als auf den schlecht gesicherten Reeden unfern vom Ufer. 
Aber welche Gefühle stürmen durch die Brust des sonst so beherzten See¬ 
mannes, wenn er im Machtbereich des entfesselten Orkans seine Hilflosigkeit, 
seine Ohnmacht erkennt! Sein Schiff, nackt wie ein Leichnam, aller seiner Segel 
und jeder Art von Gestänge beraubt, wird von dem Zyklon fast widerstandslos 
in der mächtigen Spirale herumgeführt, die es dem Sturmes^entrum entgegen¬ 
zutreiben sucht, und jeden Augenblick läuft es Gefahr, durch die Sturzsee zer¬ 
trümmert und in die Tiefe versenkt zu werden. Wohin soll es lenken? Der 
Tag ist in Nacht umgewandelt, oder das wenige Licht, das geblieben, scheint nur 
zu dienen, um die Schrecken der tobenden See noch grausiger zu machen. Mit 
dicken Tauen an den stärksten Balken festgebunden, harrt der Kapitän in Person 
mit noch einem Mann am Steuerruder aus und ebenso die Matrosen, wo das
	        
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