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sich der Mond, wie die Erde, ebenfalls um sich selber oder um seine
Achse in siebenundzwanzig Tagen und acht Stunden, oder in neun¬
undzwanzig und einem halben Tage. Beides ist richtig, je nachdem
man's ansieht. Wir wollen aber sagen, in neunundzwanzig und einem
halben Tage, weil's die Kalendermacher so ansehen. Daraus folgt,
daß in dieser langen Zeit der Tag und die Nacht nur einmal um den
Mond herumwandeln. Der Tag dauert dort an einem Orte so lange,
als ungefähr zwei von unsern Wochen, und ebenso lange die Nacht,
und ein Nachtwächter im Monde muß sich schon sehr in Acht nehmen,
daß er in den Stunden nicht irre wird, wenn es einmal anfängt 223
zu schlagen oder 309. — Aber
viertens, der Mond bewegt sich in der nämlichen Zeit auch um
die Erde. Dies sieht man abermals an den Sternen. Wie wenn
man einen langsam gehenden Postwagen aus weiter Ferne betrachtet,
meint man, er stehe still. Wenn inan aber bemerkt, wie er doch
nicht immer neben dem nämlichen Baume an der Straße sich befindet,
sondern nach ein paar Minuten neben einem andern, so erkennt man,
daß er nicht still steht, sondern geht. Wenn er aber in einem großen
Kreis um den Leser herumführe, so müßte er doch zuletzt wieder
zu dem nämlichen Baume kommen, bei welchem er zuerst stand, und
daran müßte man erkennen, daß er jetzt seinen Kreislauf vollendet
hat. Also auch der Mond. Er hält sich nicht jede Nacht bei dem
nämlichen Sternlein auf, wenn's noch so schön ist, sondern er rückt
weiter von einem zum andern. Am andern Abend um die nämliche
Zeit ist er schon um ein Beträchtliches vorgerückt; aber ungefähr in
obenbenannter Zeit, etwas früher, kommt er wieder zu dem nämlichen
Sterne, bei dem er zuerst stand, und hat seinen Kreislauf um die
Erde vollendet.
Fünftens, da sich der Mond also um die Sonne bewegt, so ist
daraus leicht abzunehmen, was es mit dem Mondwechsel für eine Be-
wandtniß hat. Der Neumond ist, wenn der Mond zwischen der Sonne
und der Erde steht, aber etwas höher oder tiefer. Alsdann ist seine
ganze, erleuchtete Hälfte, oder sein Tag, gegen die Sonne gekehrt, und
seine Nacht schaut herab gegen uns. Vom Neumond an, wenn der
Mond auf seinem Umläufe zwischen der Sonne und der Erde heraus¬
tritt und sich gleichsam mit ihnen in ein Dreieck stellt, erblicken wir
zuerst einen schmalen Streif von der erhellten Mondkugel, der immer
größer wird bis zum ersten Viertel.
Das erste Viertel ist, wenn der Mond so steht, daß gerade die
Hälfte von der erleuchteten Halbkugel, oder der vierte Theil von dem
Monde, gegen uns im Lichte ist, und die Hälfte von der verfinsterten
Halbkugel im Schatten. Da kann man recht sehen, wie Gott das
Licht von der Finsterniß scheidet, und wie auf den Weltkörpern der
Tag neben der Nacht wohnt, und wie die Nacht von dem Tage durch
den Vollmond allmählig besiegt wird.
Der Vollmond ist, wenn der Mond auf seinem Kreisläufe um die
Erde hinter der Erde steht, also daß die Erde zwischen ihm und der
Sonne schwebt, aber etwas tiefer oder höher. Alsdann können wir
seine ganze erleuchtete Hälfte sehen, wie sie von der Sonne erleuchtet