Full text: [Cursus 2, [Schülerband]] (Cursus 2, [Schülerband])

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Faßt ihn mit Adlerschnelle, 
Trägt ihn zum sichern Ort; 
Das Kind entspringt der Welle, 
Den Alten reißt sie fort. 
Doch als nun ausgestoßen 
Die Fluth den todten Leib, 
Da steh'n um ihn ergossen 
In Jammer Mann und Weib; 
Als kracht' in seinem Grunde 
Des Rothstocks Felsgestell, 
Erschallt's aus Einem Munde: 
Der Tell ist todt, der Tell! 
Wär' ich ein Sohn der Berge, 
Ein Hirt am ew'gen Schnee, 
Wär' ich ein kecker Ferge 
Auf Uri's grünem See, 
Und trät' in meinem Harme 
Zum Tell, wo er verschied, 
Des Todten Haupt im Arme, 
Spräch' ich ein Klagelied: 
Da liegst du, eine Leiche, 
Der Aller Leben war; 
Dir trieft nun noch das bleiche 
Gesicht, das greise Haar. 
Hier steht, den du gerettet, 
Ein Kind, wie Milch und Blut; 
Das Land, das du entfettet,f 
Steht rings in Alpengluth. 
Die Kraft derselben Liebe,' 
Die du dem Knaben trugst, 
Ward einst in dir zum Triebe, 
Daß du den Zwingherrn schlugst. 
Nie schlummernd, nie erschrocken, 
War retten stets dein Brauch, 
Wie in den braunen Locken, 
So in den grauen auch. 
Wärst du noch jung gewesen, 
Als du den Knaben fingst, 
Und wärst du dann genesen, 
Wie du nun untergingst, 
Wer hätte d'raus geschlossen 
Auf künft'ger Thaten Ruhm? 
Doch schön ist nach dem großen 
Das schlichte Heldenthum. 
Dir hat dein Ohr geklungen 
Vom Lob', das man dir bot, 
Doch ist zu ihm gedrungen 
Ein schwacher Ruf der Noth. 
Der ist ein Held der Freien, 
Der, wann der Sieg ihn kränzt, 
Noch glüht, sich dem zu weihen, 
Was frommet und nicht glänzt. 
Gesund bist du gekommen 
Vom Werk des Zorns zurück, 
Im Hülfereichen, frommen, 
Verließ dich erst dein Glück. 
Der Himmel hat dein Leben 
Nicht für ein Volk begehrt; 
Für dieses Kind gegeben, 
War ihm dein Opfer werth. 
Wo du den Vogt getroffen 
Mit deinem sichern Strahl, 
Dort steht ein Bethaus offen, 
Dem Strafgericht ein Maal; 
Doch hier, wo du gestorben, 
Dem Kind' ein Heil zu sein, 
Hast du dir nur erworben 
Ein schmucklos Kreuz von Stein. 
Weithin wird Lob gesungen, 
Wie du dein Land befreit, 
Von großer Dichter Zungen 
Vernimmt's noch späte Zeit; 
Doch steigt am Schächen nieder 
Ein Hirt im Abendroth, 
Dann hallt's im Felsthal wieder 
Das Lied von deinem Tod. 
L. Uhland. 
60. Der Nachtigall Pfinastaesang. 
Zu Pftngsten sang die Nachtigall, 
Nachdem sie Thau getrunken, 
Die Rose hob beim Hellen Schall 
Das Haupt, das ihr gesunken. 
O kommt, ihr alle, trinkt und speis't, 
Ihr Frühlingsfestgenossen, 
Weil über's ird'sche Mahl der Geist 
Des Herrn ist ausgegossen. 
Die Himmelsjünger groß und klein 
Sind von der Kraft durchdrungen, 
Man hört sie reden insgemein 
In wunderbaren Zungen. 
Und da ist keine Zung' am Baum, 
Kein Blatt ist da so kleines, 
Es redet auch mit d'rein im Traum, 
Als sei's voll süßen Weines. 
O ihr Apostel, gehet aus 
Und predigt allen Landen 
Mit Säuselluft und Sturmesbraus 
Bon dem, der ist erstanden. 
Legt aus sein Evangelium, 
Auf Frühlingsau'n geschrieben, 
Daß er uns lieben will darum, 
Wenn wir einander lieben. 
Sprecht von der Liebe Löhnungen, 
Sprecht von des Friedens Schmause, 
Sprecht von den vielen Wohnungen 
In unsers Vaters Hause.
	        
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