I
202 Die Lyrik unserer Tage.
17. Es raucht ein Äerd.
Es raucht ein Äerd nach Osten zu,
das Heimchen singt im stillen Haus,
dort ging ein' schöne, stille Frau
in alten Jahren ein und aus.
Kein Bettler kam den Weg entlang,
er zog denn sort mit Gruß und Dank.
Die Diele war so weiß gefegt,
so gastlich war der Tisch bestellt.
Aus diesen blanken Fenstern sah
ich einst das erste Stückchen Welt.
Da lag ich lang auf Mutters Tuch
und sprach mit meinem Bilderbuch.
And wenn's im Hause Mittag schlug
und raffelnd fiel das Ahrgewicht,
nach unserm Vater sah'n wir aus
und wichen nicht und wankten nicht;
mir ist, ich hing die ganze Zeit
wie eine Klett' an ihrem Kleid —.
Ich weiß nicht, ob der Herd noch raucht
und noch am Herd das Heimchen singt,
ob heut' noch jeder Bettler gern
wie sonst an unser Türlein klinkt.
Nur Sonntags inein' ich dann und wann,
ich traf' so alles wieder an.
Die Mutter stünde vor der Tür,
die Augen schattend mit der Hand,
wie wenn ich von der Reise käm',
und alles hätt' den alten Stand.
Ich hör' das Zirpen durch den Raum —
seid still, es ist mein Sonntagstraum.
Börnes Freiherr von Münchhausen
geb. in Äildesheim 1874, lebt auf Schloß Sahlis bei Kohren in Sachsen.
18. Bauernaufstand.
Die Glocken stürmten vom Bernwardsturm,
der Regen durchrauschte die Straßen,
und durch die Glocken und durch den Sturm
gellte des Arhorns Blasen.