Die klassische Zeit.
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Damals war nichts heilig als das Schöne;
keiner Freude schämte sich der Gott,
wo die keusch errötende Kamöne,
wo die Grazie gebot.
Eure Tempel lachten gleich Palästen,
euch verherrlichte das Äeldenspiel
an des Isthmus kronenreichen Festen,
und die Wagen donnerten zum Ziel.
Schön geschlungne, seelenvolle Tänze
kreisten um den prangenden Altar;
eure Schläfe schmückten Siegeskränze,
Kronen euer duftend Laar.
Das Evoe muntrer Thyrsusschwinger
und der Panther prächtiges Gespann
meldeten den großen Freudebringer,
Faun und Satyr taumeln ihm voran;
um ihn springen rasende Mänaden,
ihre Tänze loben seinen Wein,
und des Wirtes braune Wangen laden
lustig zu dem Becher ein.
Damals trat kein gräßliches Gerippe
vor das Bett des Sterbenden. Ein Kuß
nahm das letzte Leben von der Lippe,
seine Fackel senkt' ein Genius.
Selbst des Orkus strenge Richterwage
hielt der Enkel einer Sterblichen,
und des Thrakers seelenvolle Klage
rührte die Erinnyen.
Seine Freuden traf der frohe Schatten
in Elysiens Äainen wieder an,
treue Liebe fand den treuen Gatten
und der Wagenlenker seine Bahn;
Linus' Spiel tönt die gewohnten Lieder,
in Alkestens Arme sinkt Admet,
seinen Freund erkennt Orestes wieder,
seine Pfeile Philoktet.