fullscreen: [Theil 1] (Theil 1)

408 
Art von Kolonie anlegten, und das Gepräge ihres Ursprunges durch alle 
Jahrhunderte hindurch rein und echt erhalten haben, da sie blos Töchter 
ihres eigenen Stammes heirathen. 
Der Hafen von Marseille ist einer der schönsten von der Welt; 900 
Schiffe können darin, vor Sturm gesichert, liegen; hohe, schützende Felsen 
umgeben ihn und die Rhede, auf welcher mehrere Inseln den Eingang in 
das weite Meer zu bewachen scheinen. Täglich wandelten wir auf den 
den Hasen umgebenden Quais und ergötzten uns an der köstlichen Aus¬ 
sicht und an dem fröhlich-lebendigen Gewühle zu Wasser und zu Lande, 
ohne dessen müde zu werden. Bunte Flaggen und Wimpeln der verschie¬ 
densten Nationen flattern hier lustig gegen den dunkelblauen Aether hin¬ 
auf; kleine, sonderbar gestaltete Schiffe von der Küste des Mittelländischen 
Meeres, beladen mit Orangen, Kastanien, sogar mit Blumen, ankern 
neben den gewaltigen großen Kauffartheischiffen des fernen Nordens und 
den ganz fremdartig aussehenden Fahrzeugen der levantischen Küsten. 
Biele hundert Boote, Schaluppen und Fischernachen kreuzen lustig dazwi¬ 
schen herum, auch recht zierliche Gondeln, deren immer eine große Anzahl 
zur Lustfahrt auf den smaragdgrünen, oft kaum sich kräuselnden Wogen 
am User bereit liegt. 
Auf den mit ansehnlichen Häusern umgebenen Quais herrscht das 
mannigfaltigste Leben, wie auf dem Wasser daneben; alle europäischen 
Nationen versammeln sich hier neben den Bewohnern von Asien und Afrika; 
alle Sprachen ertönen, und die mannigfaltigsten Trachten und National¬ 
physiognomien aller gebildeten Völker sieht man vielleicht nirgends so auf 
Einem Punkte vereint. Oft glauben wir uns auf einer großen Maskerade, 
wenn wir die vielen Türken, die Armenier und Griechen, die Afrikaner 
mit gelben maskenartigen Gesichtern, jeden in der Tracht seines Vaterlan¬ 
des — unter den schönen geputzten Marseillerinnen umher wandeln sahen, 
dazwischen die schwarzen Gesichter der Neger und Negerinnen, und die 
Griechinnen, denen man überall begegnet. Diese stimmten indessen unfern 
Begriff von den berühmten Schönheiten ihres Landes gewaltig herab; 
Aspasia, Lais und die übrigen berühmten Frauen Griechenlands müssen 
denn doch ganz anders ausgesehen haben, als diese orangegelben, lang- 
nasigen Damen, deren geschmacklos bunte, mit Verzierungen überladene 
Kleidung ihre wirkliche Häßlichkeit in's grellste Licht stellt. 
Der Quai an der Seite der alten Stadt sieht zum Theil wie ein 
orientalischer Bazar aus; er ist viel schmäler, als der ihm gegenüber¬ 
liegende an der andern Seite des Hafens, aber auch viel lebhafter; denn 
der untere Stock der ihn umgebenden Häuser enthält Magazine, in welchen 
sowohl die seltensten, theuersten Maaren, als auch die unbedeutendsten zum 
Verkauf ausgestellt sind. Türken und Griechen halten hier die kostbarsten 
Erzeugnisse des Orients feil, reiche Teppiche, prächtige orientalische Stoffe, 
echt türkische Shawls in den glänzendsten Farben, mit so grellen, wunder¬ 
lichen Blumen, Palmen und Streifen, als man sie sich nur wünschen kann,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.