fullscreen: Württembergisches Realienbuch

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Mais. Das Hirtenvolk der Ungarn hat sich zum größten Teil in ein 
Bauernvolk umgewandelt; seine Rinder- und Pferdeherden schwinden immer 
mehr, und die großen Steppendörfer wandeln sich in vornehme Städte um. 
Die Donau verlaßt bei Preßburg das Wiener Becken, umfließt die 
mit Dörfern übersäten Inseln Schutt und biegt bei Waitzen in scharfem Knie 
nach Süden um. Rebenbegrenzte Hügel begleiten sie bis Budapest, der 
glanzvollen Hauptstadt Ungarns, 870 000 Einwohner. Unterhalb Budapest 
beginnt das Schwemmlandtal voller Sümpfe, Rohr- und Walddickichte, eine 
düstere Wildnis, aber von Vogelfang belebt. Anders wird das Tal im 
Süden, wo die Donau sich wieder nach Osten wendet und ihre drei größten 
Zuflüsse, Drau und Sau rechts und die Theiß links, aufnimmt. Die 
heitern Berge Slawoniens treten ans Ufer, und in fruchtbarer Landschaft 
liegen Peterwardein und das serbische Belgrad. Bald darauf beginnt 
der großartige Durchbruch der Donau, länger, wilder und gefährlicher, 
aber nicht so lieblich wie die Rheinspalte von Bingen bis Bonn. Durch 
das „Eiserne Tor" tritt die Donau in das rumänische Becken ein. Hier wird 
sie bis 1400 m breit. Nachdem sie noch nördlich zu fließen gezwungen 
wurde, mündet sie in drei Armen in das Schwarze Meer. Die Schiffahrt 
auf der Donau wird im Winter lange Zeit durch eine mächtige Eisdecke ver¬ 
hindert. — Die Theiß, so lang wie der Rhein, fließt träge dahin und 
überschwemmt bei Hochwasser ungeheure Gebiete. So wurde 1879 die zweite 
Stadt des Landes, Szegedin, fast vollständig vernichtet. Der Fischreichtum 
der Theiß lockt große Schwärme von Sumpfvögeln an. 
Ungarn war sieben Jahrhunderte hindurch der Tummelplatz asiatischer 
Nomadenvölker. Von 1700 an ist es mit Österreich vereinigt. Die stolzen 
Magyaren erzwangen die Gleichberechtigung ihres Landes mit der öster¬ 
reichischen Reichshälfte. Ungarn ist fast so groß wie Preußen, zählt 
aber nur 20 Mill. Einwohner. — Zwischen Drau, Sau und dem 
Meer liegen Slawonien und Kroatien, meist fruchtbares Lößgebiet. — Am 
Adriatischen Meer nimmt die ungarische Hafenstadt Fiume im Handels¬ 
verkehr rascher zu als Triest. — Seit 1908 sind auch Bosnien und Her¬ 
zegowina, südlich von der San, dem Reich einverleibt. 
Rückblick. Österreich-Ungarn ist vorwiegend ein Ackerbaustaat, der 
hauptsächlich Getreide und Vieh ausführt. Die Bevölkerung besteht aus vier 
Hauptstämmen: Slawen, Deutschen, Magyaren und Romanen. Im Kaisertum 
Österreich sind 3/ö Slawen, in Ungarn 2/ö Magyaren. Dort leben 10 Mill., 
hier 2 Mill. Deutsche; sie sind die Träger der Kultur Österreichs und 
haben in Ungarn Industrie und Handel größtenteils in ihren Händen. Die 
Donau ist die gewaltige Schlagader und das Band der beiden Reichshälften, 
so daß man Österreich-Ungarn treffend als Donaustaat bezeichnen kann.
	        
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