Full text: Für Quarta (Teil 3, [Schülerband])

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Masse des ärmeren Volkes; sie waren seit Servius Tullius 
ebensogut wie die Reichen zum Kriegsdienste verpflichtet, litten 
aber sehr unter dieser Last, da noch kein Sold bezahlt wurdet 
^Jhr Acker, den sie sonst mit eigenen Händen bestellt hatten, 
blieb jetzt oft unbestellt liegen; nicht selten wurden ihre Felder 
verwüstet, ihre Hütten vom Feinde niedergebrannt. So gerieten 
sie durch den Krieg in eine bedrängte Lage und hatten oft 
nichts mehr, wovon sie leben konnten ; die reichen Patrizier 
dagegen, die ihre Acker durch Sklaven bestellen ließen, litten 
durch den Krieg viel weniger. Ja, sie hatten manchmal noch 
Gewinn davon, indem sie das dem Feinde entrissene Land, 
welches dem römischen Staate anheimfiel, zum Gebrauch an¬ 
gewiesen erhielten. Die Plchejer verlangten vergebens Anteil 
an diesem Staatslande^Me hatten noch einen andern Grund 
zur Klage. In ihrer Bedrängnis mußten sie bei den Reichen 
borgen; diese aber nahmen so hohe Zinsen, daß die Armen sie 
nickt zu erschwingen vermochten. Konnte nun der Schuldner 
am Verfalltage nicht zahlen, so durfte der Gläubiger ihn zu sich 
nach seinem Hause führen und ihn dort mit Ketten belastet für 
sich arbeiten lassen'^Daher forderten die Plebejer mildere Schuld- 
gesetze, aber auch oiese Forderung fand bei den Patriziern kein 
Gehör.lÄ« weigerte sich das armö Volk in den Krieg zu 
ziehen.-An ihrer Verlegenheit gaben die Patrizier ihnen zunächst 
gute Worte und versprachen, was jene verlangten; aber sobald 
die Not vorüber war, hielten sie nichts.^ Nun verloren die 
Plebejer allen Glauben an den guten Willen der Patrizier; 
sie beschlossen daher Nom zu verlassen und sich eine neue Stadt 
zu bauenü^Zu diesem Zwecke rotteten sie sich zusammen, zogen 
aus und lagerten einigrA^ejten.von Rom, auf dem sogenannten 
Heiligen Berge.! Die PWe^befanden sich in der übelsten Lage; 
wenn jetzt ein Krieg ausbrach, wer sollte dem Feinde wider¬ 
stehen? Endlich beschlossen sie nachzugeben^A.^ie schickten den 
Senator Menenius Agrippa auf den Heiligen Berg, um das 
Volk zur Rückkehr zubewegen. Dieser soll den Plebejern folgende 
Geschichte erzähltchaben:<„Einst lebten die Glieder des Körpers
	        
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