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Masse des ärmeren Volkes; sie waren seit Servius Tullius
ebensogut wie die Reichen zum Kriegsdienste verpflichtet, litten
aber sehr unter dieser Last, da noch kein Sold bezahlt wurdet
^Jhr Acker, den sie sonst mit eigenen Händen bestellt hatten,
blieb jetzt oft unbestellt liegen; nicht selten wurden ihre Felder
verwüstet, ihre Hütten vom Feinde niedergebrannt. So gerieten
sie durch den Krieg in eine bedrängte Lage und hatten oft
nichts mehr, wovon sie leben konnten ; die reichen Patrizier
dagegen, die ihre Acker durch Sklaven bestellen ließen, litten
durch den Krieg viel weniger. Ja, sie hatten manchmal noch
Gewinn davon, indem sie das dem Feinde entrissene Land,
welches dem römischen Staate anheimfiel, zum Gebrauch an¬
gewiesen erhielten. Die Plchejer verlangten vergebens Anteil
an diesem Staatslande^Me hatten noch einen andern Grund
zur Klage. In ihrer Bedrängnis mußten sie bei den Reichen
borgen; diese aber nahmen so hohe Zinsen, daß die Armen sie
nickt zu erschwingen vermochten. Konnte nun der Schuldner
am Verfalltage nicht zahlen, so durfte der Gläubiger ihn zu sich
nach seinem Hause führen und ihn dort mit Ketten belastet für
sich arbeiten lassen'^Daher forderten die Plebejer mildere Schuld-
gesetze, aber auch oiese Forderung fand bei den Patriziern kein
Gehör.lÄ« weigerte sich das armö Volk in den Krieg zu
ziehen.-An ihrer Verlegenheit gaben die Patrizier ihnen zunächst
gute Worte und versprachen, was jene verlangten; aber sobald
die Not vorüber war, hielten sie nichts.^ Nun verloren die
Plebejer allen Glauben an den guten Willen der Patrizier;
sie beschlossen daher Nom zu verlassen und sich eine neue Stadt
zu bauenü^Zu diesem Zwecke rotteten sie sich zusammen, zogen
aus und lagerten einigrA^ejten.von Rom, auf dem sogenannten
Heiligen Berge.! Die PWe^befanden sich in der übelsten Lage;
wenn jetzt ein Krieg ausbrach, wer sollte dem Feinde wider¬
stehen? Endlich beschlossen sie nachzugeben^A.^ie schickten den
Senator Menenius Agrippa auf den Heiligen Berg, um das
Volk zur Rückkehr zubewegen. Dieser soll den Plebejern folgende
Geschichte erzähltchaben:<„Einst lebten die Glieder des Körpers