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blassen der mythologischen Erinnrungen und Erzählungen mit sich
führte, waren der Bewahrung heidnischer Mythen beide gleich un¬
günstig ; eigentliche Göttermythen dürfen daher nicht in der Zage
gesucht werden. Was aber durch das Christentum nicht vernichtet
90 werden konnte, das war die mythenbildende Phantasie und Geistes¬
anlage,- aus derselben Wurzel, der Natursymbolik, der in heidnischer
Zeit Göttermythen entsprossen, erblühte jetzt der Heroenmythus,- Sieg-
fried, Beowulf sind keine vermenschlichten Götter, sondern mythische
Neubildungen, die von ihnen erzählten Mythen sind den Götter-
95 mythen durch gleichartigen Ursprung verwandt, nicht aber aus ihnen
entstanden.
Die einzelnen Sagenstofse bilden von Rnfang an so wenig
eine große, zusammenhängende Heldensage als die Einzellieder ein
Epos. von derselben geschichtlichen oder mythischen Persönlichkeit
loo gehen verschiedne Erzählungen um; sie verbinden sich durch die Ein¬
heit des Trägers der Lage miteinander,- fremde Zagen schließen sich
durch Namengleichheit oder -ähnlichkeit oder aus sonstigen Gründen
an - so gruppieren sich um Dietrich von Bern einzelne Sagen, die all¬
mählich miteinander in Zusammenhang gebracht werden,- so verbindet
105 sich die Sage von den Burgunder-Königen mit der Siegfriedsage, so
die mythische Wittichgestalt mit dem geschichtlichen widigoja, so der
treue Eckart mit dem geschichtlichen Markgrafen Eckewart. Die Sage
liebt in ihrem Drang nach anschaulicher persönlicher Fassung nicht
unbenannte allgemeine Elemente, daher tritt an Stelle der hunnischen
iio Heerhaufen, die den Burgunden ihr Ende bereiten, Rttila, daher
wird die Treue der fränkischen Edeln gegen Theodebert in der Ge¬
stalt Berchtungs personifiziert. Die dichterische Rusgestaltung gewinnt
immer größeren Einfluß: die geschichtlichen Tatsachen werden zu¬
sammengerückt, um eine bessere Begründung, eine ergreifendere Wirkung
ii5 zu erzielen, sie werden anders erklärt, um sie dichterisch oder sittlich
zu vertiefen. Die Entwicklung der Sage vom Tode Httilas bietet
hierfür ein belehrendes Beispiel. So entwickelt sich aus verschiednen
Elementen eine zusammenhängende, ausführliche Heldensage oder auch
ein Sagenkreis, der seinen Mittelpunkt in der Person des Helden
120 hat, z. B. der Sagenkreis von Dietrich von Bern. Ein weiterer Schritt
ist dann die Verbindung verschiedner Sagen oder auch Sagenkreise
miteinander: so gelangt durch die Verbindung mit Rttila Dietrich
in die Nibelungensage, so wird in Skandinavien die Lrmanrichsage
mit der Nibelungensage lose verbunden. Sn die späteste Zeit fällt
125 das Bestreben, alle Sagen miteinander in Verbindung zu setzen, wie