Full text: [Untertertia] (Untertertia)

seid, neigte sein schweres Haupt auf des Streitrosses Rücken, 
Zügel und Kolben entsanken den Händen; war’s des Hunnen 
letzter Stofe, war’s Erstickung in Hitze des Kampfes? Sie 
huben ihn als einen Toten vom Rofe. Sein Visier* war ge- 
5 lüftet, ein freudig Lächeln schwebte um das runzelgefurchte, 
mächtige greise Haupt. — Von dieser Stunde hatte des Alten 
aus der Heidenhöhle Kopfweh ein End’. Er hatte in ehrlichem 
Reitertod die Schuld vergangener Zeiten gesühnt: das schuf 
ihm ein fröhlich Sterben. Ein schwarzer Hund lief suchend 
io über die Walstatt, bis er des Alten Leichnam gefunden, und 
leckte ihm wehmütig heulend die Stirn, und Ekkehard stund 
dabei, die Träne im Aug’, und sprach das Gebet ums Heil 
seiner Seele .... 
Mit Tannenreis am Helm zogen die Sieger auf ihre Berg- 
15 feste zurück. Der Mönche zwölf ließen sie unten im Tal, 
Totenwache auf der Walstatt zu halten; und waren im Streit 
gefallen der Hunnen einhundertundachtzig, des schwäbischen 
Heerbannes sechsundneunzig, derer von der Reichenau acht¬ 
zehn, derer von Sankt Gallen zwanzig, der Alte und Rauching, 
20 sein Dienstmann. 
9 
Die Nacht ging zu Ende. Lang und bang war sie für 
die gewesen, denen der Walstatt Hut anvertraut worden. 
Unheimlich Grauen ging über Erde und Menschen. „Der 
Herr sei ihrer Seele gnädig!" so tönte leiser Ruf des Wäch- 
25 ters durch die Stille des Gefildes. „Und erlöse sie von des 
Fegfeuers Pein/ Amen!" antwortete es vom Waldessaum, 
wo die Gefährten ums Wachtfeuer kauerten. Schwere Schatten 
der Nacht deckten die Erschlagenen, als wolle der Himmel 
mitleidig verhüllen, was der Menschen Hände da unten ge- 
30 schafft. Dann jagten die Wolken von dannen, als wären sie 
selber von Grauen getrieben über den Anblick unter ihnen — 
andere folgten, auch sie zogen fort, Gestalt und Formen wech¬ 
selnd, verlierend, in neue übergehend... Alles ist unstet, 
nur im Tode ewige, eherne Ruhe. Die auf dem Blachfeld 
35 lagen still, Freund und Feind, wie das Wogen des Streits sie 
gebettet. J- v. v. Scheffel.
	        
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