Full text: Für Tertia (Teil 4, [Schülerband])

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Ende erhebt sich ein großer Wasserturm, in welchem das reine Seewasser 
in die Röhren einströmt, die es durch den Tunnel in die Stadt befördern. 
Dort wird es durch Dampfmaschinen in gewaltige Behälter gehoben und 
von da aus in die Stadt verteilt, täglich 480 Millionen Liter! 
Als die Amerikaner im Jahre 1892 die 400 jährige Jubelfeier der 
Entdeckung Amerikas durch eine großartige Weltausstellung zu feiern 
beschlossen, wählten sie als Ort dafür Chicago, und in der Tat, 
an keinem Orte konnten sie der staunenden Welt besser eine Vorstellung 
geben von der Tatkraft, die ihnen inne wohnt, als in Chicago, der 
Königin des Westens, wie sie die Stadt mit gerechtem Stolze nennen. 
60. Die Einwirkung der Steppen und Wüsten auf die 
Körpereigenschasten ihrer Bewohner. 
Die trockene Luft der Steppen und Wüsten hat etwas Zehrendes. 
Die in ihr lebenden Menschen bekommen, je mehr sie sich ihr aussetzen, 
straffe Muskeln, setzen aber wenig Fett an. Durchweg sind somit Steppen- 
und Wüstenbewohner hager und sehnig. Ferner bräunt das grelle Licht 
der schattenarmen, dunstfreien Luft die Haut; das beweisen die ungarischen 
Pußtenhirten, die Hirten der pontisch-kaspischen Steppen Südrußlands, die 
Gauchos der Pampas. Die Haut wird durch die Trockenheit der Luft leicht 
rissig; gegen dies schmerzhafte Aufspringen der Haut salbten sich die alten 
Griechen bei minder umfänglicher Gewandung mit Olivenöl, der Pußten- 
hirt reibt sich mit Speck ein und hängt seinen zottigen Schafpelz über 
den Hirtenstab nach der Windseite, der Buschmann ringelt sich schlangen- 
haft zur Abendrast in die flache Erdgrube, in der er vorher ein glücklich 
erbeutetes Häslein mit Haut und Haar geschmort hat, um des andern 
Morgens mit der fettdurchtränkten Aschenkruste als einziger Bekleidung 
wciterzuwandern. Buschmänner und Hottentotten zeichnen sich ganz be¬ 
sonders durch eine zur Runzelung neigende, fettarme Haut aus; darum 
erhält ihr Gesicht schon in der Jugend ein faltiges, sauertöpfisches Aus¬ 
sehen, weil sie zum Schutz gegen die blendende Lichtfülle ihrer Umgebung 
bestrebt sind die Augen zusammenzukneifen wie wir, wenn wir aus dem 
Dunkeln plötzlich ins Helle treten. Welch bezeichnender Gegensatz, diese 
schlitzartig verengten Augen des Kalaharimannes gegenüber dem weit 
geöffneten Phäalcnauge des Negers! 
So beneidenswert wie die Gesundheit ist die Sinnesschärfe unserer 
Völker. Sie erlangte einen hohen Grad von Vollkommenheit, weil zum
	        
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