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die Disziplin, sind die Grundlagen alles Erfolges und müssen daher in
jeder Weise gepflegt werden, damit unser Heer zu jeder Zeit für die
Güter und die Freiheit unseres Volkes siegreich eintreten kann.
Oberster Kriegsherr ist der Kaiser; ihm und dem besonderen Landes¬
herren muß jeder Soldat Treue schwören. Sinnbild dieser Treue ist die
Fahne (oder Standarte), die deshalb jeder einzelne bis zum letzten
Blutstropfen verteidigen muß. Ehrlos wäre der Truppenteil, der seine
Fahne feige verlöre! — ^ ^ ©iefe: Deutsche Bürgerkunde.
69. Notwendigkeit einer starken Kriegsflotte.
Alle großen Nationen haben seit Jahren ihre Flotten verstärkt.
Außer den Engländern und Franzosen haben die Italiener und Amerikaner,
besonders aber die Russen gleichzeitig mit der Vermehrung ihrer Kriegs¬
flotten auch einen großen Schritt im Welthandel vorwärts getan. Die
Japaner endlich haben mit außerordentlicher Tatkraft am Ausbau ihrer
Seemacht gearbeitet.
Die Wechselwirkungen zwischen der Größe der Flotte eines Volkes
und seinem Anteil an der Weltherrschaft und am Welthandel lassen sich
vielfach in der Geschichte aller Zeiten nachweisen. Der Scesieg des
Themistokles bewahrte Europa vor der Überschwemmung durch die Horden
des Xerxes und ist so die erste Stufe geworden, Europa der heutigen
Kulturentwicklung entgegenzuführen. Der Kampf Noms mit Karthago
hätte ohne die siegreiche römische Flotte, die das Mittelmeer beherrschte,
nie mit der völligen Niederwerfung der Punier enden können. Im
Mittelalter erwarben sich Genua, Venedig und besonders die Hansa
durch ihre Flotten Weltmachtstellungen. Aus der Geschichte der Hansa
ist am deutlichsten ersichtlich, daß große Handelsflotten ohne den Schutz
starker Kriegsflotten nicht auf die Dauer bestehen können. Im 17. und
18. Jahrhundert hatte sich das kleine Holland durch seine vorzügliche
Flotte im Kampfe gegen drei große Nationen siegreich erhalten und sich
den wichtigsten Anteil am Welthandel und an den Kolonieen gesichert.
Mit dem Sinken seiner Kriegsflotte verschwand die errungene Großmacht-
stellung, während England sie sich mit Hülfe seiner von alters her auf
der Höhe der Zeiten gehaltenen Kriegsflotte bis heute bewahrt hat.
Deutschland hat jetzt im Welthandel die zweite Stelle inne. Die
Eifersucht Englands auf diese Stellung tritt immer mehr hervor und
fängt an, auch viele, die früher eine Küstenverteidigung für ausreichend