Full text: [Teil 5 = Klasse 2 und 1, [Schülerband]] (Teil 5 = Klasse 2 und 1, [Schülerband])

122 29. Das Meer. — 30. Handwerk, Verlagssystem und Fabrikbetrieb. 
zusammen mit der Küste, über die allein der lebendige Austausch zwi¬ 
schen daheim und draußen geschehen kann. Das fühlen wir Deutsche 
kräftiger denn jemals in der Gegenwart. Kein Hohenstaufe kehrt mehr 
den deutschen Küsten gleichgültig den Rücken, um Nomzüge über die 
Alpen zu führen; keine Hanse streicht mehr unmutig die Flagge, weil 
es ihren ruhmwürdigen Taten an Sicherung durch Reichsschutz gebricht. 
Eine wachsende Panzerwehr unter deutscher Reichsflagge schirmt unsere 
Handelsschiffe auf allen Meeren, leiht jeder redlichen Unternehmung 
deutscher Reichsbürger in und außer unseren Schutzgebieten ihren schützen¬ 
den Arm bis zum fernsten Strande. So strömen, vor feindseligen Un¬ 
bilden bewahrt, die von deutscher Betriebsamkeit verdienten Güter der 
Welt über die Schwelle des Meeres in alle Gaue unseres Vaterlandes, 
steigernd den Wohlstand unseres Volkes zu vordem nie erreichter Höhe, 
segensvoll erweiternd seinen geistigen Gesichtskreis, nährend die staat¬ 
liche Macht. Auch unseres Reiches Herrlichkeit liegt stark verankert im 
Weltmeer. Alfred Kirchhofs. 
30. Handwerk, Verlagssystem und Fabrikbetrieb. 
Alle wichtigen Eigentümlichkeiten des Handwerks lassen sich in 
das eine Wort zusammenfassen: Kundenproduktion. Die Art des Ab¬ 
satzes ist es, die dieses Betriebssystem vor allen späteren auszeichnet. 
Der Handwerker arbeitet immer für den Konsumenten seines Produkts, 
sei es, daß dieser durch Bestellung einzelner Stücke ihm dazu die An¬ 
regung gibt, sei es, daß beide auf dem Wochen- oder Jahrmärkte sich 
treffen. In der Regel ist das Absatzgebiet lokal: die Stadt und ihre 
nähere Umgebung. Der Kunde kauft aus der ersten, der Handwerker 
liefert an die letzte Hand. Dies sichert die Anpassung an den Bedarf und 
gibt dem ganzen Verhältnis einen ethischen Zug: der Produzent fühlt 
sich dem Konsumenten gegenüber verantwortlich für seine Arbeit. 
Mit dem Aufkommen des Handwerks geht sozusagen ein breiter 
Riß durch den volkswirtschaftlichen Produktionsprozeß. Hatte seither 
der Grundeigentümer diesen ganzen Prozeß geleitet, wenn auch mit 
Zuhilfenahme fremder Lohnarbeiter, so gibt es jetzt zwei Arten von Wirt¬ 
schaften, von denen jede nur einen Teil des Produktionsprozesses voll¬ 
zieht: die eine erzeugt das Rohprodukt, die andere das Fabrikat. Durch 
die Erlangung eines eigenen Betriebskapitals wird der Handwerkerstand 
aus einer bloß lohnerwerbenden Arbeiterklasse zu einem besitzenden Pro-
	        
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