Object: Handbuch der brandenburgisch-preußischen Geschichte (Bd. 2)

2. Otto der Große (936 973) und die letzten sãchlischen 
Railer. 
1. Krönung. Nach dem Tode Heinrichs versammelten sich die deutschen 
Fürsten und wählten seinen Sohn Otto zum Könige. Bald darauf zog er nach 
Aachen, um sich in der alten Kaiserburg Karls d. Gr. krönen zu lassen. Hier 
setzte er sich auf den marmornen Thron Karls d. Gr. und empfing von den 
Fürsten den Huldigungseid. Alsdann begab er sich in den Dom; dort überreichte 
ihm der Erzbischoff von Mainz das Königsschwert, den Mantel mit goldenen 
Spangen und das Zepter (den Stab), salbte ihn mit Ol und setzte ihm die 
Krone aufs Haupt. Bei dem Festmahle bedienten ihn die Herzöge. Eberhard 
von Franken war Truchseß und stellte die Speisen auf den Tisch; der Herzog 
von Schwaben diente als Mundschenk; der Herzog von Bayern war Marschall 
und hatte als solcher für die Unterkunft der Ritter und ihrer Pferde zu sorgen; 
der Herzog von Lothringen ordnete als Kämmerer (Schatzmeister, Vermögens— 
verwalter) die ganze Feier. 
2. Otto sucht die kõnigliche Macht zu heben. Otto nahm sich Karl 
d. Gr. zum Vorbilde. Sein Streben ging vor allem dahin, die königliche 
Gewalt fest in seine Hand zu bekommen. Daher wollte er die Herzöge 
und anderen Großen seines Reiches zu königlichen Beamten machen, die er nach 
seinem Willen ein- und absetzen konnte. Das reizte aber die Großen zu offener 
Empörung und verwickelte den König in unaufhörliche Kämpfe. 
3. Sberhard von Franken. Vor allem war Eberhard von Franken über 
Ottos Streben aufgebracht, und es dauerte nicht lange, so kam es zwischen beiden 
zum Kampfe. Eberhard hatte nämlich in Sachsen einen Lehnsmann. Dieser 
verweigerte ihm den Gehorsam. 
„Die Sachsen waren stolz darauf geworden, daß die königliche Herrschaft an ihren 
Stamm gekommen war, und wollten keinem Manne anderen Stammes mehr dienen. 
Trugen sie von einem solchen ein Lehen, so leisteten sie ihm als ihrem Lehnsherrn nicht 
die gebührende Ehre, sondern taten, als ob sie alles nur dem Könige zu danken hätten.“ 
Eberhard wollte nun den Ungehorsamen züchtigen. Er fiel in Sachsen ein 
und steckte die Burg seines Lehnsmannes in Brand. Da er aber nicht den König 
Otto als obersten Richter angerufen hatte, so verurteilte ihn dieser zu einer Strafe 
von 100 Pfund Silber, und seine Freunde, die ihm Beistand geleistet, mußten 
öffentlich auf ihren Schultern Hunde in das königliche Schloß zu Magdeburg 
tragen. Dadurch wurde Eberhard ein erbitterter Feind des Königs. 
4. Thankmar. Otto hatte einen älteren Stiefbruder, Thankmar; dieser 
glaubte sich durch Otto zurückgesetzt. Er vereinigte sich daher mit Eberhard 
von Franken, setzte sich in der alten Eresburg fest und verwüstete das Land 
weit und breit. Otto belagerte die Burg und zwang sie bald zur UÜbergabe. 
Thankmar suchte Schutz in der Kirche. Dort stand er am Altar und focht wie 
ein ergrimmter Löwe, bis er von hinten durch einen Speerwurf getötet wurde. 
Otto vernahm mit großer Betrübnis die Nachricht von seinem Tode. 
5. Heinrich. Nach dem Tode Thankmars wiegelte Eberhard Ottos jüngeren 
Bruder Heinrich gegen ihn auf. Heinrich war nämlich geboren, als sein Vater 
schon die Königskrone trug, während Otto geboren war, als sein Vater noch Herzog 
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