33
51. Der deutsche Rhein.
1. Sie sollen ihn nicht haben,
Den freien, deutschen Rhein,
Ob sie wie gier'ge Raben
Sich heiser darnach schrein,
2. So lang er ruhig wallend
Sein grünes Kleid noch trägt,
So lang ein Ruder schallend
In seine Woge schlägt.
3. Sie sollen ihn nicht haben,
Den freien, deutschen Rhein,
So lang sich Herzen laben
An seinem Feuerwein,
4. So lang in seinem Strome
Roch fest die Felsen stehn,
So lang sich hohe Dome
In seinem Spiegel sehn!
5. Sie sollen ihn nicht haben,
Den freien, deutschen Rhein,
So lang dort kühne Knaben
Um schlanke Dirnen frei'n,
6. So lang die Flosse hebet
Ein Fisch in seinem Grund,
So lang ein Lied noch lebet
In seiner Sänger Mund.
7. Sie sollen ihn nicht haben,
Den freien, deutschen Rhein,
Bis seine Flut begraben
Des letzten Manns Gebein!
Nikolaus Becker.
52. O Deutschland !
1. Mondschein und Giebeldächer
In einer deutschen Stadt —
Ich weih nicht, warum der Anblick
Mich stets ergriffen hat.
2. Da drüben beim Lampenscheine,
Da starrt ein Jüngling ins Licht
Und schwärmt und schluchzt und empfindet
Sein erstes und bestes Gedicht.
3. Dort sitzt eine junge Mutter,
Die wiegt ihr Kind zur Ruh,
Sie lächelt und sinnt und betet
Und singt ein Lied dazu.
Paldamus-Rehorn, Lesebuch. Ausg. B. 5. Teil.
3