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Geld des Bleß. Ihr habt Euer schönes freies Eigentum,
Ihr habt ein treues, gutes Weib und gesunde Kinder,
Ihr habt Eure wackeren Brüder; sagt selbst, seid Ihr uicht
der reichste Mann in Meldors?" „Hochwürdiger Herr",
antwortete Wiben, „es ist nicht der Verlust, der mich
schmerzt; den würde ich ertragen, ohne mit der Wimper
zu zucken. Aber wohin soll es kommen mit unserm Lande,
wenn man kein Recht mehr finden kann, wenn Recht und
Gerechtigkeit mit Füßen getreten werden? Aber ich muß
mein Recht finden und werde es finden!" Und mit
trotziger Miene verließ er die Dingstätte und begab
sich in sein Haus, wohin die Kunde seiner Niederlage
ihm bereits vorangeeilt war.
Liebevoll wurde der gekränkte Mann hier von den
Seinen empfangen, und Lina wendete ihre ganze Bered¬
samkeit an, um ihn zu bewegen, nunmehr die Sache ruhen
zu lassen und dieselbe nicht weiter zu verfolgen. Auch
die Brüder rieten, lieber die an Lame Thies gezahlten
zweitausend Gulden zu verschmerzen und auf die Erbschaft
zu verzichten, die dem Hanse nun wahrlich schon Sorge
und Unruhe genug bereitet hatte. Aber Wiben wollte
davon nichts wissen; der eine Gedanke, daß ihm angesichts
der ganzen Kirchspielsversammlung Unrecht geschehen sei,
ließ ihn nicht zur Ruhe kommen. Ja als Lina ihn
dringend und unter Thränen bat, sich damit zu trösten,
daß es viel besser sei, Unrecht zu leiden als Unrecht zu
thun, und daß es zu allen Zeiten das Los der Besten
auf der Welt gewesen sei, zu dulden und zu tragen, da
fuhr er sie zum ersten Male während ihres nun schon
siebenjährigen Ehestandes hart an. Es half auch nichts,
daß in den nächsten Tagen wohlmeinende Nachbarn, ja
der Vogt und der Prediger Boie selbst zu ihm kamen
und zum Nachgeben rieten; er blieb dabei: „Ich will
mein Recht!" Aber auch selbst wenn er zum Nachgeben
bereit gewesen wäre, so hätten seine Feinde doch dafür
gesorgt, daß es nicht zum Frieden gekommen wäre. Durch
einen elenden Versemacher ließen sie ein Spottlied ver¬
fertigen, worin Wiben Peters Niederlage besungen wurde,
Tiem ann, Wiben Peter. 4