Full text: Lesebuch zur Einführung in die deutsche Litteratur (Teil 6, [Schülerband])

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Schon hielt sie mühsam in der empörten Brust 
Den engen Atem, hing schon hervorgebeugt 
Dem Ziele zu; schon hub der Herold 
Ihr die Drommet', und ihr trunkner Blick schwamm. 
Stolz auf die Kühne, stolzer auf sich, bemaß 
Die hohe Britin, aber mit edelm Blick, 
Dich, Thuiskone; ja, bei Barden 
Wuchs ich mit dir in dem Eichenhain auf; 
Allein die Sage kam mir, du seist nicht mehr. 
Verzeih, o Muse, wenn du unsterblich bist, 
Verzeih, daß ich's erst jetzo lerne; 
Doch an dem Ziele nur will ich's lernen! 
Dort steht es! Aber siehst du das weitere 
Und seine Krön' auch? Diesen gehaltnen Mut, 
Dies stolze Schweigen, diesen Blick, der 
Feurig zur Erde sich senkt, die kenn' ich. 
Doch wäg's noch einmal, eh' zu gefahrvoll dir 
Der Herold tönet! War es nicht ich, die schon 
Mit der an Thermopyl die Bahn maß 
Und mit der Hohen der sieben Hügel? 
Sie sprach's. Der ernste, richtende Augenblick 
Kam mit dem Herold näher. Ich liebe dich! 
Sprach schnell mit Flammenblick Teutona, 
Britin, ich liebe dich mit Bewundrung; 
Doch dich nicht heißer, als die Unsterblichkeit 
Und jene Palmen! Rühre, dein Genius, 
Gebeut er's, sie vor mir; doch fass' ich, 
Wenn du sie fassest, dann gleich die Krön' auch. 
Und, o, wie beb' ich! o ihr Unsterbliche! 
Vielleicht erreich' ich früher das hohe Ziel. 
Dann mag, o, dann an meine leichte 
Fliegende Locke dein Atem hauchen! 
Der Herold klang. Sie flogen mit Adlereil'. 
Die weite Laufbahn stäubte, wie Wolken, auf. 
Ich sah: vorbei der Eiche wehte 
Dunkler der Staub, und mein Blick verlor sie.
	        
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