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Und bittet dich — verzeih! mir fällt's zu sagen hart!
Doch, meinem Herrn den Mund sowie den Arm zu lehnen,
Ist meine Pflicht — um vier von deinen Backenzähnen
Und eine Hand voll Haar aus deinem Silberbart.
Er spricht's und schweigt und steht gelassen,
Des Sultans Antwort abzupassen.
Allein, wo nehm' ich Atem her, den Grimm
Des alten Herrn mit Worten euch zu schildern?
Wie seine Züge sich verwildern,
Wie seine Nase schnaubt? mit welchem Ungestüm
Er auf vom Throne springt? wie seine Augen glotzen,
Und wie vor Ungeduld ihm alle Adern strotzen?
Er starrt umher, will fluchen, und die Wut
Bricht schäumend jedes Wort an seinen blauen Lippen:
Auf, Sklaven! reißt das Herz ihm aus den Rippen!
Zerhackt ihn Glied für Glied! Zapft sein verruchtes Blut
Mit Pfriemen ab! Weg mit ihm in die Flammen!
Die Asche streut in alle Winde aus,
Und seinen Kaiser Karl, den möge Gott verdammen!
Was? Solchen Antrag? Mir? In meinem eignen Haus?
Wer ist der Karl, der gegen mich sich brüstet?
Und warum kommt er nicht, wenn's ihn
So sehr nach meinem Bart und meinen Zähnen lüstet,
Und wagt's, sie selber auszuziehn?
Der Mensch muß unter seiner Mütze
Nicht richtig sein, versetzt ein alter Chan,
So etwas allenfalls begehrt man an der Spitze
Von dreimalhunderttausend Mann.
Kalif von Bagdad, spricht der Ritter
Mit edlem Stolz, laß alles schweigen hier
Und höre mich! Es liegt schon lange schwer auf mir
Karls Auftrag und mein Wort. Des Schicksals Zwang ist bitter:
Doch seiner Oberherrlichkeit
Sich zu entziehn, wo ist die Macht auf Erden?
Was er zu thun, zu leiden uns gebeut,
Das muß gethan, das muß gelitten werden.
Hier steh' ich, Herr, ein Sterblicher wie du,
Und steh' allein, mein Wort trotz allen deinen Wachen
Mit meinem Leben gut zu machen:
Doch läßt die Ehre mir noch einen Antrag zu.
Entschließe dich, von Mohammed zu weichen,
Erhöh das heil'ge Kreuz, das edle Christenzeichen,